100 Tage Cannabis-LegalisierungDie ersten 100 Tage Cannabis-Legalisierung in Deutschland sind vorüber und es ist Zeit für eine Zwischenbilanz. Seit dem 1. April 2024 gelten rund um THC, Hanfpflanzen und Konsumenten der berauschenden Cannabinoide neue Vorschriften, rechtlich festgeschrieben im Cannabisgesetz (CanG) und verantwortet durch die Bundesregierung aus SPD, FDP und Grünen.

Lange überfällig war diese Freigabe in einem demokratischen Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts allemal und eigentlich auch eine Steilvorlage für die selbsternannte „Fortschrittskoalition“ im Bund – doch statt Lob gibt es selbst aus dem Lager der Fans von Haschisch und Marihuana deutliche Kritik, weil die im Vorfeld der Verabschiedung befürchteten Probleme teilweise eingetreten sind.

Eine „Zeitenwende“ auch für Hanf Produkte?

Bevor wir uns die Mängel vom CanG anschauen und damit einhergehende Schwierigkeiten im Alltag von Kiffern wie Hanfpatienten, bleibt festzuhalten: Endlich weniger Willkür durch Behörden wie all die Jahrzehnte beim THC leider Normalität, das ist grundsätzlich erst einmal eine gute Entwicklung! Wer als volljähriger Bürger in der Freizeit Joints rauchen möchte und Gras gerne selber anbaut, muss bei Einhaltung der neuen Regeln nicht mehr ständig mit dem Polizeiknüppel im Nacken rechnen oder dem gerne fiesen, beliebig dehnbar langen Arm des Gesetzes.

Zwar brachten jene ersten 100 Tage Cannabis-Legalisierung beim Hanf noch keine echte „Zeitenwende“ wie von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für die Bundeswehr angekündigt, doch ein kompletter Schuss in den Ofen wie etwa das Heizungsgesetz ist die frische Drogenpolitik der Ampel keineswegs.

Aufgrund einer Generalamnestie werden gar nicht so wenige Leute aus dem Gefängnis entlassen, schikanöse Strafverfahren eingestellt, Konsumenten seltener belästigt – im Vergleich mit jenem Horror früherer Zeiten steht auch die recht mangelhafte Freigabe sehr wohl für Fortschritt und Respekt gegenüber erwachsenen Menschen. Theoretisch könnte das CanG durchaus solide funktionieren, also wie geplant den Schwarzmarkt eindämmen, Dealer vertreiben und effizienten Jugendschutz garantieren. Doch wie bei so vielen anderen Projekten besteht die Bundesregierung auch beim Thema Cannabinoide nicht den Praxistest und setzt schlicht falsche Prioritäten – schade!

Die Welt als Kolchose: Cannabis Anbau legal – Hanf Produkte im Laden kaufen illegal!

Welche der drei Regierungsparteien hat sich das wohl ausgedacht mit einer Legalisierung von Marihuana, bei der auf Fachgeschäfte zum Cannabis kaufen in Deutschland verzichtet wird? Mag sein, dass federführend Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD am Werk war beim Ausarbeiten der Gesetzestexte und möglicherweise auch der ansonsten kaum sichtbare Marco Buschmann FDP als Justizminister kurz drauf schaute, doch Handel, Kommerz und wirtschaftliche Impulse praktisch komplett ausschließen, das riecht bei dieser Ampelregierung schon sehr nach den Grünen und Vorstellungen einer sorglosen, harmonischen Welt voller Edel-Hippies.

Nachfrage und Bedarf decken zu wollen, ohne sich über Angebot und Verfügbarkeit Gedanken zu machen, ist wahlweise fahrlässig, inkompetent oder einfach nur realitätsfremd. Gibt es kein Gras offiziell im Fachgeschäft und man hat man keinen Bock auf Cannabis Social Clubs für den gemeinschaftlichen Anbau beziehungsweise keine Zeit, Lust oder Freude an heimischer Zucht, bleibt Verbrauchern trotz Legalisierung nur der Gang zum Dealer! Klar ist es toll, wenn sich nun Vereine gründen dürfen und Growing zusammen betreiben und es sind Modellprojekte rund um THC kaufen angekündigt – aber muss das echt Jahre dauern und sinnlos Kriminelle fördern statt durch legalen Handel zu bekämpfen?

Neue THC-Grenzwerte, gleichbleibender Hanfkonsum und das Gegenteil von Bürokratieabbau 

Verbessert hat die Bundesregierung ihr CanG immerhin schon mal bei Cannabis Nachweisbarkeit und Autofahren, wo nun etwas realistischere Grenzwerte von 3,5 Nanogramm THC gelten und nicht mehr jeder vor Tagen inhalierte Zug am Vaporizer gleich hohe Geldbußen samt Führerscheinentzug bedeutet. Auch dürfen die schon erwähnten Anbauvereine seit Anfang Juli 2024 Mitglieder aufnehmen, was allerdings vor Ort in den einzelnen Kommunen wegen extremer Bürokratie richtig aufwendig sein kann und sich bei den Antragszahlen auf eine Zulassung je nach Bundesland deutlich unterscheidet.

Sicher ist eine Bestellung von Hanfsamen in versierten Seeds Shops online nun legal, simpel wie schnell möglich und garantiert exzellentes Saatgut für alle, doch die zahllosen Regeln beim Gründen vom Cannabis Social Club schrecken mancherorts mehr ab als interessierte Grower anzulocken. Die können zwar bis zu drei Hanfpflanzen in den eigenen Garten stellen, laufen jedoch aktuell weiter eher zu Dealern, weil man ja auch die Bierflasche am liebsten gleich öffnen will und nicht erst in ein paar Monaten.

Ohne Hanf Laden vorerst kein echter Durchbruch lautet das Fazit nach den ersten 100 Tagen Cannabis-Legalisierung.

Einige klare Verbesserungen werden durch unnötige Mangelerscheinungen flankiert. Erste Umfragen zeigen, dass der eigentliche Konsum von Haschisch und Marihuana auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet gleich geblieben ist oder teilweise sogar zurückgeht. Sachliche Kritik am CanG der Ampel bleibt in der Summe wegen ungelöster Details wichtig und angebracht. Bedrohlich klingende Bocksgesänge aus den Reihen der CDU/CSU hingegen lassen sich nach einem Quartal Cannabis legal leicht als Fake News entlarven und jene von der Union früher verbreiteten Schauergeschichten waren schlicht blanke Lügen , schließlich kam es nach der Freigabe weder zum Zusammenbruch vom Gesundheitswesen noch hängen überall Kids mit der Grastüte im Mundwinkel herum. 

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