Ist Hanf Kunst oder kann das weg? Als vor Jahrzehnten die Putzfrau im Museum von Düsseldorf die berühmte Fettecke des Joseph Beuys wegwischte in der Meinung, da wäre ja Schmutz an der Wand, was das Geschrei in der Szene groß – doch wie steht es eigentlich um Cannabis in künstlerischer Ausgestaltung? Pflanzen in Installationen einbinden ist nichts Neues, das kennen wir von den Mega Hunden aus Blumen von Jeff Koons oder aus dem Werk von Christo, der ohnehin gerne mit Naturerscheinungen gespielt hat. Jenseits solcher Superstars gibt’s aber auch in Österreich Versuche mit Cannabis als Kunstwerk und weil es sich um Gras handelt, steigt die FPÖ aktuell mal wieder auf die Barrikaden. Was ist los in Graz und warum können einige Politiker Marihuana auch im 21. Jahrhundert nicht als hochwertige Medizin und beliebtes Genussmittel anerkennen?
Cannabis auf Staatskosten präsentieren: Ein Drama?
Die schöne Stadt Graz hat ein Kunstprojekt gefördert, das hinter einer durchsichtigen Wand Cannabis wuchern lässt, zu besichtigen im beeindruckenden Stollensystem vom Schlossberg. Leider wurde das Gras jedoch nun beschlagnahmt, weil ausgerechnet die Ibiza-Partei FPÖ Anzeige erstattet – die Marihuanablüten sind offenbar für die Freiheitlichen eine Bedrohung. Nun haben seit vielen Wochen viele Leute das Projekt begutachtet und sich das Cannabis angeschaut ohne dass uns berichtet wird, es wären danach schwere Krawalle gestartet oder dass sich Besucher plötzlich prostituiert hätten für die durch Kunst ausgelöste Drogensucht.
Doch dann kam eben auch mal eine Politikerin der FPÖ vorbei, die hatte in der Zeitung von der Hanf Installation erfahren. Jene Gemeinderätin hält das Gras wohl für gefährlich frei nach dem Motto „Was nicht sein darf, darf nicht zu sehen sein“ und die Dame erklärte die beliebte Kunstaktion zu einem öffentlichen Ärgernis. Erstaunlicherweise sprangen die Behörden auf und kassierten das Cannabis nun ein mit dem Hinweis, man habe vom THC Gehalt der Blüten nichts gewusst. Als verantwortliches Kulturressort der Stadt Graz katzbuckeln die zuständigen Beamten sogar vor der Staatsanwaltschaft und wollen nun von den Hanf-Künstlern vielleicht auch gleich noch die Förderung zurückerstattet sehen.
Kulturfeindliche Politik beim Hanf besonders ausgeprägt
Theater, Kinos und Museen werden zurzeit ohnehin nachhaltig beschädigt und da darf Cannabis nicht fehlen. Entsprechend groß ist der Druck auf die Künstler, die nun vielleicht in den Knast wandern obwohl alles sachgemäß angemeldet wurde und durch die Behörden angeblich geprüft ist – diese Posse sieht so bisschen aus wie das Impfdrama in der EU, wo auch niemand verantwortlich sein will in den gemütlichen Amtsstuben. Insgesamt sieben Hanfpflanzen wuchsen in dem Projekt und vor Gericht wird man wohl wieder verurteilen in Österreich, was in modernen Ländern seit Jahren erwachsenen Menschen selbstverständlich erlaubt ist.
Ein Lichtkörper mit einer Außenhaut in Form eines Zylinders wurde aufwendig gestaltet und darum zieht sich Gewebe mit Hanfpflanzen als Schatten, die sich durch Ventilatoren gewissermaßen sanft im Wind wiegen – zweifellos eine starke Message, da Cannabis bei uns dank einer fehlgeleiteten Drogenpolitik nun mal im Verborgenen konsumiert werden muss und angebaut wird.
Während Hakenkreuze bei Jan Böhmermann völlig ok sind und Pornographie ebenfalls in Ordnung ist selbst für Kinder beim Besuch einer Ausstellung, wird es bei Hanf mal wieder eklig und lachhaft zurückgeblieben. Die FPÖ in Österreich und mit ihr nun auch die zugehörigen Grazer Verwaltung wollen offenbar nicht einmal der Kunst zugestehen, eine Botschaft zu installieren und man darf fragen, ob das nun schon Zensur ist unter dem Deckmantel der Justiz?
Wird ein Gericht anhand von Gras definieren, was Kunst ist?
Alleine die Vorstellung ist absurd, jedoch sehr real und Zensur gibt es immer mit dem Verweis auf angebliche Straftaten. Das Aushalten auch unangenehmer Nachrichten und Entwicklungen wie eben die unvermeidliche Legalisierung von Cannabis für Erwachsene ist normalerweise fester Bestandteil eines gesellschaftlichen Diskurses in einer Demokatrie – nur Diktaturen schreiben vor, wie eine Statue des geliebten Führers auszusehen hat. Die Staatsanwaltschaft in Graz probt solche Ansätze schon mal und schwadroniert von „einen enden wollenden eigenschöpferischen Gehalt“ der Installation. Sprich: Was wächst kann keine Kunst sein! Vielleicht wären die Künstler unbehelligt geblieben, wenn man stattdessen Cannabis etwa im Glaskasten planmäßig verrotten ließe?
Nutzhanf verwenden in Zeiten der Willkür: Solange in der Drogenpolitik Hinterlist und Ideologie regieren und eben nicht die Wissenschaft, solange sollten Künstler bei entsprechenden Installationen den nicht berauschenden Nutzhanf mit einem maximalen Gehalt von 0,2% THC verwenden. Zwar leidet die Message darunter – dieses Gras ist bekanntlich legal und braucht keine Thematisierung – aber damit können sich kreative Menschen vor dem Zugriff des Systems schützen, das keine Debatte möchte in puncto Freiheit und Selbstbestimmung. Immerhin hofft der örtliche Stadtrat für den Bereich Kultur auf einen Freispruch der Künstler und wir sind gespannt, ob sich die Justiz in Österreich zum Handlanger der FPÖ und einer lange überkommenen Gesetzgebung rund um die Cannabispflanze macht.
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