Eine besonders groteske Ironie der Geschichte ist das Verbot von Cannabis in Ländern, die über Jahrtausende Hanf als Medizin und Genussmittel intensiv genutzt haben. Im Zuge der Entkolonialisierung kam es einst zu internationalen Vereinbarungen, die sollten Haschisch und Marihuana zugunsten der damals aufblühenden Pharmaindustrie diskreditieren und weil Politiker gerne befehlen und kontrollieren auch in Demokratien, wurden weltweit Verbote beim Gras beschlossen. Marokko ist ein gutes Beispiel und doch bereitet das Land gerade die Legalisierung von Cannabis vor – als gemeinhin bekannter Produzent von sehr hochwertigem Haschisch! Entsprechende Hinweise gab jüngst der Regierungschef und wenn es sich nicht um eine verzögernde Nebelkerze handelt wie so häufig, dann könnten wir bald ganz legal und ohne Furcht Urlaub machen bei den famosen Hanfbauern im Rif-Gebirge.
Zustimmung bei der UN zur Neuausrichtung beim Cannabis
Der nächste Regierungsrat als verantwortliches Gremium in Marokko hat die Legalisierung von Hanfprodukten auf die Agenda gesetzt. Regierungschef Othmani verkündete diese Entscheidung, gab aber zunächst keine weiteren Details bekannt. Der nordafrikanische Staat gehörte aber im vergangenen Jahr zu jenen Ländern, die bei der UN für eine Neueinstufung von Cannabis stimmen – die Vereinten Nationen nahmen aufgrund der Mehrheitsverhältnisse dann die Wirkstoffe respektive Cannabinoide aus der Klasse der angeblich besonders gefährlichen Drogen heraus.
Damit zeigt sich Marokko als zumindest auf dem Papier moderner Staat, der zudem erkennt, wie sinnvoll eine legale Hanfwirtschaft sein kann. Viele Bauern im Hochland Nordafrikas sind mit dem Anbauen von Cannabis beschäftigt und pressen mit uralten Verfahren die Wirkstoffe der Pflanzen zum weltweit wohl besten Haschisch. Diese Knetmasse landet dann auch in Deutschland beim Dealer, könnte aber bei einer Freigabe im Fachgeschäft eines Tages genauso bewertet sein durch Verbraucher wie heute schon ein Wein aus Südafrika oder Safran Gewürze aus dem Orient.
Globale Weltkonzerne mit Hanf aus dem Rif-Gebirge?
Denkbar ist das sehr wohl, schließlich verfügen die Farmer vor Ort in Marokko nicht nur über das Fachwissen bei der Verarbeitung der Cannabinoide, sondern haben auch noch oft unverfälschte Landrassen als Gras auf den Feldern stehen. Solches Saatgut wird immer seltener weil die großen Samenbanken in den USA, Kanada oder auch den Niederlanden Marihuana intensiv kreuzen zur Gewinnung immer stärkerer Hanfsorten oft gleich noch mit einem entsprechenden therapeutischen Profil. Reine Pflanzen ohne genetische Veränderung sind also begehrt und eine Freigabe vor Ort könnte dem ohnehin existierenden Gewerbe eine große Chance bieten.
Mit etwa 15% Weltmarktanteil ist Marokko beim Cannabis anbauen Spitze, der meiste daraus produzierte Haschisch landet in Europa. Auf beinahe 50.000 Hektar Land wachsen im Hochland in manchen Jahren bis zu 40.000 Tonnen Hanf. Zwar lassen sich marokkanische Behörden und spanische, französische und deutsche Polizisten sowieso gerne feiern, wenn mal wieder hier und da um die 200 Tonne pro Jahr beschlagnahmt werden, aber das florierende Gewerbe können solche Aktionen auch in der Coronakrise wohl kaum nachhaltig beschädigen. Und wozu auch im Stil bundesdeutscher Politiker auf das Cannabis einschlagen wenn in einer Freigabe die größten Chancen liegen? Marokko hat das erkannt und wird sich hoffentlich verändern, was für die beteiligten Bauern, Verarbeiter und viele mehr im Land exzellente Möglichkeiten bieten dürfte.
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