Über die Wirksamkeit von Marihuana als Heilmittel lässt sich natürlich streiten, aber tausende Studien und Millionen zufriedener Patienten zumindest in Ländern mit einer Freigabe für Cannabinoide sprechen schon eine recht deutliche Sprache. Wenn dann wie gerade in deutschen Medien zu lesen ausgerechnet eine Krankenkasse zu Wohl und Wehe vom Medizinalhanfhanf Auskunft gibt und erklärt, warum die internen Abrechnungen für Gras vom Doktor der Anzahl nach sinken, ist Vorsicht angebracht – bekanntlich gibt’s für Patienten alle möglichen Fallstricke und den Kassen Bürokraten ist es selbst überlassen, ob sie eine Behandlung bezahlen wollen oder eben nicht. Was also möchte uns die Barmer sagen, wenn der dortige Vorstandchef Cannabis als kein Allheimittel bezeichnet und das eigentlich so begehrte Rezept eher für eine Art „Hype“ hält?
Gezielter Einsatz von Medizinalhanf oder frustrierte Patienten?
Bis dato hat die Barmer noch keine Statistik erfasst oder vorgestellt, in der die vielen Absagen durch Kassen und behandelnde Ärzte beim Cannabis auf Rezept gesammelt sind. Unzählige Menschen bemühen sich nämlich seit der windigen Freigabe von Medizinalhanf im Jahre 2017 sehr wohl um eine ärztliche Verschreibung der Cannabinoide, werden aber viel zu oft abgespeist oder auf die politisch bevorzugte chemische Keule verwiesen. Auch sind die Hürden für ein Rezept so hoch, dass man sich praktisch nur aus dem Hospiz oder kurz vor der Beerdigung erfolgreich um die Gras Medizin bemühen darf. Viele Leute geben auf und kaufen sich ihre Therapie sozusagen auf dem Schwarzmarkt, wo zwar weder gegängelt noch kontrolliert wird, dafür aber oft bei der Qualität betrogen. Vielleicht ist ja auch das Anbauen von Cannabis mittlerweile sehr verbreitet?
Ob also das Absinken der bezahlten Rezepte bei der Barmer Krankenkasse auf zuletzt 4272 Anträge wirklich mit der Meinung des Vorstandschefs zu tun hat? Dieser Herr Straub möchte Cannabis nicht als Allheilmittel verstanden wissen – was übrigens kein seriöser Forscher oder Befürworter von Haschisch und Marihuana als Medizin jemals behauptet hat! Angeblich würden die Cannabinoide nun „gezielter“ verwendet, der „Hype“ sei vorbei. Auf Deutsch bedeutet das eine Weigerung kranken Menschen bei Schmerzen, Stress und Schlafstörungen durch natürliche Mittel helfen zu wollen. Ganz folgerichtig landet dieser Herr dann bei der Vorstellung der neuen Daten schnell bei den Todkranken als einzigen Berechtigten für den vielseitigen Hanf auf Rezept.
Wo bleiben bundesdeutsche Studien zum Cannabis als Therapeutikum?
Hiesige Ärzte müssen fast immer in englischsprache Publikationen schauen wenn es um Medizinalhanf geht. Die Forderung von Barmer Chef Straub nach weiteren Cannabis Studien klingt also ein bisschen grotesk wenn er ein wenig naiv meint, man müsse die Mechanismen der Wirkung von Gras besser verstehen um adäquat behandeln zu können. Während in den USA und Kanada die Krebsforschung sensationelle Ergebnisse rund um Cannabinoide verkündet und Wissenschaftler die Hanfpflanze selbst bei Alzheimer für aussichtsreich halten, möchten bei uns die üblichen Bürokraten in ihrem warmen Sessel erstmal ganz in Ruhe die Grundlagen von THC kennenlernen! Geht’s noch?
Immerhin 70% der Anträge auf ein Cannabis Rezept hat die Barmer zuletzt bewilligt. Besonders begehrt ist die Verschreibung demnach in Bayern, Berlin und im Saarland. Am wenigsten nachgefragt wurde Marihuana in Sachsen, wo der Ministerpräsident Zensur fordert und sein Minister von kiffenden Kinder und Gefahren für die Wirtschaft durch Gras faselt. Man kann ein Heilmittel auch schlechtmachen und ohne Not kranke Menschen um die gewünschte Therapie bringen, was die Krankenkasse so natürlich niemals zugeben würde.
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