In diesen Tagen diskutiert Deutschland über das Thema Organspende und wir wollen uns das mal in Bezug auf Cannabis, Kiffen, Hanfmedizin anschauen. Gesundheitsminister Spahn möchte bekanntlich die Bürger zur Spende verpflichten wenn diese sich nicht explizit dagegen erklären – Stichwort Widerspruchslösung – und selbstverständlich werden bei der zunehmenden Akzeptanz von Hanf dann auch öfters mal ein paar Nieren von Kiffern oder eine Lunge von der Cannabispatienten auf dem Markt für Organspenden zu haben sein. Aber ist das gesundheitlich eigentlich sinnvoll und machbar oder ist der Konsum von Haschisch und Marihuana so nachhaltig, dass eine Transplantation von Organen aus einem solchen Organismus nicht mehr in Frage kommt?
Wie ist die Lage in den USA?
Während Deutschland vor allem diskutiert in Talkshows und in den üblichen Zirkeln der Macht, gibt’s in den USA schon konkrete Berichte zum Thema Organspende und Hanf. In Übersee werden jedes Jahr mehr als 100.000 Lebern, Nieren und Herzen verpflanzt, zugleich wartet jede neue Viertelstunde eine weitere Person auf ein Organ und 21 Leute sterben täglich wegen fehlender Angebote. Soweit die rohen Zahlen. Oft muss man jahrelang warten und natürlich wollen die Ärzte eine optimale Anpassung bei der Transplantation, so dass alle möglichen Risiken etwa durch die übliche Abstoßung neuer Zellen ausgeschaltet sind. Traditionell werden daher Kiffer und Hanfpatienten, in der Summe also Leute, die Cannabis konsumieren, sowohl von der Organspende wie auch vom Empfang ausgeschlossen! Aber wer entscheidet das eigentlich und wie wird hier über Leben und Tod von Menschen wegen deren mittlerweile legalen Genussmitteln bestimmt?
In den Staaten sind das sowohl die FDA als oberste Behörde für Essen und Drogen, um es mal frei zu übersetzen, und ein Netzwerk für Organtransplantationen namens UNOS. Bei den Handlungsanweisungen für die Ärzte geht es dann konkret um Vorschriften, die eine gute Verträglichkeit und eine lange Lebenserwartung der Patienten sicherstellen sollen. Kriterien, um ein Organ zu erhalten, sind nicht direkt festgelegt – auf keinen Fall soll das Einkommen eine Rolle spielen, die Rasse oder eben der Lebensstil, wobei das beim Hanf nun auf den Prüfstand kommen könnte.
Warum wird Cannabis als Ausschlusskriterium für eine Organspende verwendet?
Die Verantwortlichen der genannten Behörden und Vereine geben an, dass Cannabis möglicherweise zu unerwünschten Interaktionen führt zwischen dem neuen Organ und dem Organismus selbst – führt Hanf also zum Abstoßen etwa der neuen Niere und drohen Lungenentzündungen und Co? Einige Mediziner halten Hanf hier für ziemlich gefährlich, da schon der bei der Transplantation Pilzinfektionen auftreten können, weil das Immunsystem im Ganzen geschwächt sei. So wurde Cannabis direkt als Ausschlusskriterium im Bundesstaat Maine definiert, weil dort Pilzinfektionen den Tod zweier Kiffer mit neuen Organen begünstigt haben sollen. Freilich gibt es keine direkten Beweise und Untersuchungen und die Ärzte wie Wissenschaftler diskriminieren den Hanf nicht wie sonst üblich! Man möchte schlicht alle denkbaren Risiken ausschalten bei einer solch aufwendigen Operation an Herz, Lunge oder Niere.
Aber schauen wir uns die aktuelle Forschung zu den einzelnen Organen, die heute für eine Verpflanzung in Frage kommen, genauer an. Besondere Risiken und eine verschärfte politische Zurückhaltung bestehen zum Beispiel bei
- Cannabis und Lebertransplantation: Bei einer Untersuchung mit 1000 Probanden, die alle eine neue Leber erhalten sollen, kam mit Urintest und Befragung heraus, dass gut die Hälfte schon mal gekifft hat, Hanf im Blut zu sehen war oder es einfach zugab beim Gespräch mit dem Arzt. In der Folge kam es aber zu keinen Streichungen auf der Liste und bei Lebertransplantationen wird in den USA eine mindestens sechsmonatige Abstinenz von Drogen und Alkohol verlangt. Möglich, dass sich hier aufgrund der Legalität beim Hanf die Lage gerade ändert – Cannabis wird zunehmend als Heilmittel und eben nicht als gefährliche Droge allein betrachtet.
- Cannabis und Lungentransplantation: Auch hier gibt es keine direkten Vorschriften mehr für Bewerber und Untersuchungen zeigten weltweit, dass sich hier Ärzte nicht vom Hanf in ihren Planungen zur Verpflanzung einer neuen Lunge beeinflussen lassen. Die Lunge ist ja ohnehin kaputt und wird ausgetauscht – warum sollte man dann auch noch das im vorherigen Leben konsumierte Cannabis dafür verteufeln? Es gibt schlicht keine wissenschaftlich belastbaren Beweise für einen Zusammenhang von Cannabis und Lungenkrankheiten und Spender wie Empfänger werden diesbezüglich nicht diskriminiert.
- Cannabis und Nierentransplantation: Untersuchungen zufolge verändert sich die Tätigkeit der Nieren durch den Konsum von Hanf nicht. Transplantationen werden hier auch bei Kiffern vorgenommen und es gibt schon Hinweise, dass man an dieser Stelle weiter aufweichen möchte. Wenn die Beweise für Schäden fehlen, dann gibt’s keinen Grund ein dringend benötigtes Organ abzulehnen, auch wenn der Besitzer Haschisch und Marihuana raucht. Mehr Infos auch hier.
In Großbritannien will die Politik noch stärker handeln – zu viele Leute sterben beim Warten auf ein neues Organ und es ist gut möglich, dass Cannabis auch bei diesem Thema völlig anders bewertet werden muss. Wie es in Deutschland weitergeht ist absehbar – Zwang, Kontrolle und die übliche Gängelei wie bei allen Themen – doch wie Ihr euch persönlich als Kiffer oder Hanfpatient zur Organspende stellt, das ist Euch überlassen und es gibt zumindest wissenschaftlich keine belastbaren Nachweise für entsprechende Schäden.
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