Straight Edge ist ein Lifestyle, der komplett auf Drogen, Alkohol und Tabak verzichtet. Meistens sind die Anhänger sehr missionarisch unterwegs um das zu kompensieren oder hacken sich zu mit Tätowierungen bis zur Hutschnur. Geboren wurde diese Bewegung in den frühen 80er Jahren auch als Reaktion auf verschiedene tote Punks, die sich zu Grunde gesoffen haben oder auf die Nadel im Arm setzten. Sid Vicious von den Sex Pistols ist ein gutes Beispiel – im Zuge dieser Ereignisse entstand Straight Edge als abstinente Punkbewegung. Aber wie stehen diese Leute nun eigentlich zum Cannabis in den USA, das als Medizin vielen Leuten hilft? Hier unser Blick auf die Szene in 2019.
Was hält eine abstinente Community von der Hanfpflanze?
Zunächst nicht viel: Straight Edge ist ein Lifestyle des Verzichts, die Hymne Out of Step dazu von Minor Threat teilt uns unmissverständlich mit
„I don´t drink. I don´t smoke. I don´t fuck.”
Meistens sind dann die Sänger, Maler, Produzenten mit solchen Ansichten auch als Suchtberater oder sogar Rechtsanwälte tätig, die sich für eine Ausbreitung des Lebensstils einsetzen. Im Prinzip sind das immer noch alles Punks, die an den dominanten kulturellen Stereotypen unseres Alltags keine Freude finden und die sich deshalb absondern beziehungsweise heftige Kritik äußern. Der Verzicht auf Drogen freilich ist nichts Neues – und Cannabis wird von Straight Edge Typen dann häufig als wertlos bezeichnet.
Hanf als politische Pflanze?
Die Weigerung der Straight Edge Society gegenüber dem Hanf ist nicht einfach eine Art Selbstschutz etwa vor angeblichen Nebenwirkungen: Wenn der Konsum von Cannabis gesellschaftliche Veränderungen bringen würde, dann käme der Gebrauch vielleicht auch für die Abstinenzler in Frage – doch es bringe eben nichts wie gerade erwähnt, das Kiffen und Relaxen, so dass sich die Punks dieser Couleur fernhalten.
Außerdem könnte Cannabis das Denken ja durcheinanderbringen! Mentale Gesundheit ist bei besonders strengen Freaks von diesen hier bis zu den Mormonen offenbar ein Evergreen, deren Betonung man freilich auch übertreiben kann. Künstler beispielsweise nehmen gerne mal Hanf, denn wie wir von Nietzsche aus dem Zarathustra bereits wissen
„Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume.“
Und so klingen die Straights dann öfters ungewollt wie Jens Spahn und reden vom Verlust der Realität beim Kiffen, von Psychosen und gerade Leute mit vorgeschädigtem Hirn wären dann besonders betroffen. Haben Leute wie der Bundesgesundheitsminister und gelangweilte Punks in etwa die gleichen Motivationen und machen sich deshalb ähnliche Argumente zu eigen?
Wird Cannabis trotzdem zum Edge-Break?
Dieser Moment ist bei den erzkonservativen Punks der Straight Edge Bewegung gefürchtet, wird aber beim Hanf zunehmend hier und da anerkannt. Gerade weil Marihuana in den USA vielen Leuten dank der brutalen Gesetzgebung vor den Zeiten der Freigabe das Leben komplett zerstört hatte, waren die Punks dagegen, doch nun wird Cannabis auch als Teil der Befreiung respektiert. Viele Anhänger konsumieren zwar nicht selbst das Gras, haben aber nichts dagegen prinzipiell wie noch vor Jahren.
Unterschieden wird ebenfalls zwischen THC und CBD. Cannabidiol, das auch bei uns als CBD-Öl legal zu kaufen ist, beeinflusst den Kopf nicht, berauscht also nicht wie THC und macht nicht high – ok also für Straight Edge. zumindest in der theoretischen Bewertung, wenn auch noch nicht in der Praxis. Allerdings sind die Punks bei Erkrankungen nun aufgeschlossener und es gibt Berichte, dass Medizinalhanf sehr wohl eingenommen wird, zum Beispiel bei schwerem Leid wie Muskelspastiken oder Krebs. Dann aber laufen auch einige der vorgeblichen Straight-Edge Freunde weg und kritisieren – ein Hinweis am Ende, dass es sich wohl eher um eine Sekte der gegenseitigen Kontrolle als um ein gesellschaftlich relevant-hilfreiches Projekt von Punks handelt.
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