Hanfverpackung

Wenn Cannabis legalisiert wird, dann legt die Politik nicht nur eine aufwendige und kindersichere Hanfverpackung fest, sondern muss auch die Entsorgung von großen Mengen Pflanzenmaterial kontrollieren. (Bild von RitaE auf Pixabay)

In der Regel verkauft uns der Dealer im Park oder am Bahnhof Gras, das steckt in kleinen Plastikpäckchen. Die lassen sich leicht öffnen und wieder verschließen und sind trotz der tagtäglich gehandelten Menge Cannabis in Deutschland wahrscheinlich in der Summe auch nur ein weiterer Posten inmitten der allgemeinen Müllbelastung. Viel komplizierter wird es bei einer Hanf Legalisierung! Zu beobachten ist das zum Beispiel in den USA, wo Cannabis Verpackungen aus dem Fachgeschäft aus verschiedenen Gründen nicht mit den Zip-Packs unserer Dealer nicht zu vergleichen sind. Wo ist hier das Problem und wie kann die Hanf Industrie mehr tun für die Umwelt?

Cannabis als normales Business?

Noch nicht so ganz. Aufgrund rechtlicher Bestimmungen und der Verfügbarkeit als Droge müssen auch alle landwirtschaftlich allein produzierten Hanferzeugnisse aufwendig verpackt werden – weit mehr als beispielsweise Weine, Brot oder selbst Zigaretten. Doch schon allein beim Produktionsprozess fällt eine Menge Müll an bei Haschisch und Marihuana:

  • Pflanzenreste wie Stängel und Wurzeln,
  • Verschnitt der getrimmten Grasblüten,
  • nicht verwendete Spots, die etwa nach einem Unwetter ausgerissen werden,
  • Chemikalien und Reststoffe bei der Extraktion von Cannabinoiden uvm.

Dazu kommen die Vorschriften zur kindersicheren Verpackung für das Cannabis und schon summiert sich eine enorme Menge Müll. So hat Washington als Bundesstaat im Westen der USA allein in drei Jahren wohl um die 800 Tonnen Plastikdreck übrig aus dem Hanfbusiness! Das betraf die Zeit vor 2017 und seitdem ist die Cannabisbranche rund um Seattle weiter kräftig gewachsen.

Politik wird auf das Problem aufmerksam

Besonders aktiv ist an dieser Stelle Kalifornien. Auf die Vereinigten Staaten hochgerechnet kommt von dort rund ein Viertel des produzierten Cannabis her und so hat der Staat gleich mal drei Behörden, die sich beim Hanf auch um die Bedürfnisse der Umwelt kümmern. Zugleich gibt’s ohnehin ein Gesetz zwischen Los Angeles und Sacramento, das hatte Gouverneur Brown vor einigen Jahren zur Reduktion des Abfalls verabschiedet – um 50% bis zum nächsten Jahr und um 75% in 2025. Ähnliche Entwicklungen gibt’s auch in den Legal States Oregon und Massachusetts.

Cannabismüll und die 50/50 Regel in Colorado

Auch dieses Konzept ist nicht schlecht: Bei den neben der Plastik für Verpackungen besonders voluminös ausfallenden Mengen an Pflanzenresten gilt in Denver und Co eine 50/50 Regel, nach der Hanfmüll zu mischen ist mit anderem Abfall. Hintergrund ist hier aber nicht die Umwelt selbst, sondern die Furcht der Behörden, Kiffer und Hanfpatienten könnten sich eventuell durch den Müll wühlen in der Hoffnung noch rauchbares Gras zu finden! Sicher ein etwas absurder, aber von der Politik auch bedachter Effekt. In Deutschland haben sie ja jüngst das Containern als das Einholen von alten Lebensmitteln vom Discounter verboten – in den USA verweigert die Politik den armen Bürgern immerhin nur das Cannabis, nicht das Essen und Trinken.

Müllentsorger wittern ihre Chance

In der Praxis mischen die Unternehmen in Colorado dann den Müll in großen Trichtern und natürlich ist das auch für die Herstellung von Kompost wichtig. Da geht’s um tonnenweise Dünger aus Pflanzenresten und auch beim Cannabis wird Abfall zu einem lohnenswerten Geschäft. Große Player in der Müllbranche haben hier schon Notiz genommen. Vor allem vier Methoden finden bei der Entsorgung von Hanfresten Anwendung:

  • Müllverbrennung,
  • Entsorgung auf der Deponie,
  • Kompostierung und
  • Gärung zur Weiterverwendung.

Bei der letztgenannten Methode werden den Cannabisüberbleibseln quasi Mikroorganismen beigefügt, die zersetzen das Material und dabei entsteht Methan, was sich wiederum für Sprit und Co2 verwenden lässt. Haschisch und Marihuana sind für die großen Müllentsorger immer wichtiger, denn auch wenn die Mengen im Vergleich zum Rest in dieser Branche eher klein sind, so gelten gerade die Pflanzenreste als sozusagen begehrter, weil kompostierbarer Müll.

Lohnt sich beim Hanf ein Rücknahme- und Pfandsystem?

Nochmal Colorado. Dort wird in 2020 ein Versuch starten zur Rücknahme von Cannabis Verpackungen. Auch wegwerfbare Bestandteile vom Vaporizer wie etwa die Kartuschen sollen dann zurückgebracht werden nach dem Konsum. Mittels Sterilisierung und Reinigung erfolgt dann ein Recycling und die Produkte können noch einmal verwendet werden. Damit versuchen Politik und Wirtschaft etwas abzumildern, was im Zuge der Legalisierung von vor 5 Jahren sicher übertrieben wurde – die extremen Vorschriften zu Verpackungen von Cannabis führen zu riesigen Mengen nutzlosem, nicht mehr verwendbaren Plastikmüll. Das war aber keine bloße Bedenkenlosigkeit oder gar hinterlistige Täuschung wie bei VW und dem Dieselskandal – die Politik hatte damals einfach Sorge, dass legaler Hanf für alle entsprechend durch junge Leute missbraucht werden könnte.

In Kanada, dort wurde Cannabis ebenfalls kürzlich legalisiert, ist die Situation ähnlich. Einige besonders absurd aufwendige Verpackungen werden abgeschafft und das Gesundheitsministerium spricht sich für organische Materialien aus. Daneben wird an die Hanfkonsumenten appelliert. Wie wir das aus den USA kennen, wird bestimmt bald jemand ein Verfahren zur Entsorgung entwickeln und damit viel Geld verdienen – Hanf als Business bringt zwar Müll, zugleich aber dank seiner kreativen Industrie alsbald auch die Methoden zur Beseitigung hervor.

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