Weil sich auf lange Sicht auch in Deutschland die Legalisierung von Cannabis nicht verhindern lässt mit Schwindelei und Polizeistaatmethoden, setzt die Anti-Hanf Lobby derzeit vor allem auf das Verdrehen von Studien. Wir müssen schon genauer hinschauen, wenn etwa von einer angeblichen Wirkungslosigkeit von Gras zum Beispiel bei Schmerzen berichtet wird. Ganz aktuell gibt’s in allen Medien mit großer Gebärde eine Untersuchung zu Cannabis und Erinnerungsvermögen, die wollen wir uns mal ansehen. Immerhin ist ja schon länger bekannt, dass beim Kiffen das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt ist für den Moment und es ist auch nichts Neues unter der Sonne, dass unser Gehirn Erinnerungen praktisch sortiert, zusammensetzt, aus den Untiefen der Seele hervorholt und aneinanderklebt. Welchen Einfluss hat hier der Hanf genau laut Studie und wo ist eigentlich das durch die Medien mit dicker Farbe an die Erziehungswand gemalte Problem?
Wie funktionieren Erinnerungen überhaupt?
Nicht 1:1, das ist bekannt: Wenn wir zurückdenken und Erlebtes vorstellen, dann rekonstruiert unser Denkorgan eine Art Wahrheit, die besteht aus dem aktuellen und damaligen Kontext, aus Emotionen und Einflüssen aus der Umwelt. Ungeheuer komplex strukturiert kann es vorkommen, dass wir Dinge meinen gesehen und gehört zu haben, die niemals stattfanden – auf diese Weise lässt sich beispielsweise der Glaube an Geister erklären, der etwa in Asien noch weit verbreitet ist. Dieses Erinnern ist also in puncto Gehirnarbeit keine simple Sache und bei der neuen Untersuchung wurde einmal mehr der Einfluss von Cannabis berücksichtigt. Das haben Forscher aus den Niederlanden nun ziemlich eindrucksvoll aufgeschlüsselt.
Universität von Maastricht untersucht Hanfkonsum
Unser Nachbarland hat nicht nur tolle Hanfsorten in den örtlichen Coffee Shops am Start, sondern kümmert sich auch im die Wissenschaft. Die Fakultät für Psychologie und Neurowissenschaften im schönen Maastricht schaute bei Cannabis und Erinnerungsvermögen genauer hin, veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachjournal PNAS. Das Team wusste natürlich aus früheren Studien und vielleicht auch durch eigene Erfahrungen vom Cannabiskonsum auf die Erinnerungen, konnten nun aber zeigen, wie Hanf das Memorieren durcheinanderbringt. Kennen wir schon vom Alkohol, der freilich viel härter und brutaler im Hirn wütet, groteskerweise aber in Deutschland nicht nur legal, sondern staatlich gefördert ist.
Formen des Erinnerns: Es gibt das staatlich verordnete Erinnern und es gibt die neurologisch bedingten Wege des Zurückdenkens – die Forschung spricht hier kognitiven Prozessen, die spontan ablaufen. Wenn wir etwa beim Einschlafen über Vergangenes sinnen und trachten, dann ist das ziemlich zufällig, während eine äußere Beeinflussung zum Beispiel durch einen bestimmten Reiz ebenso Rückblicke begünstigen. Riechen wir zum Beispiel einen Duft, den die erste Freundin vielleicht aufgetragen hat, dann denken wir daran zurück und wenn hier nun auch noch THC als berauschendes Cannabinoid am Start ist, dann werden die Erinnerungen konfuser und weniger klar in ihrer Struktur und Aussagekraft. Kiffer erinnern sich also häufig falsch, aber wie genau hängt das mit dem Zug am Joint oder Vaporizer zusammen?
Die Relevanz von Cannabis bei strafrechtlichen Fragen
Wenn ein Trinker besoffen ein Kind totfährt, gibt’s meistens mildernde Umstände, aber Kiffer werden in Deutschland auch nüchtern bestraft, wenn sie nur ein kleines bisschen Gras dabeihaben. Natürlich ist das absurd, aber die Regel unter Politikern wie Merkel und Söder und die Wissenschaft interessiert sich angesichts der vermischten Erinnerungen zumindest in den Niederlanden nun auch für eine strafrechtliche Relevanz. Möglicherweise können beharrliche Polizisten ohne Achtung und Respekt Kiffern sogar Straftaten einreden, weil die sich nicht exakt erinnern und um jegliche Willkür von vornherein auszuschließen, bemüht sich die seriöse Forschung hier um Klarheit. Methodisch umfasst das beispielsweise:
- Untersuchung der Konsummethode – Wirkt die heftige Bong intensiver auf das Erinnern als der vergleichsweise leichte Joint?
- Memorieren von Wörtern, Bildern, dem gefüllten Kühlschrank wie beim Geheimdienst und
- das Einschätzen von Situationen und deren Rekapitulieren mit Hilfe von Virtueller Realität.
Mittels suggestiver Fragen wurde gecheckt, wie gut sich die Probanden erinnern. Kiffer setzten bei der Befragung dann häufig auf das falsche Pferd, tendierten dazu, gerade angeblichen Augenzeugen zu vertrauen und das haben die Wissenschaftler in der Summe als gestörte Gedächtnisleistung gewertet. Und da sind wir auch wieder bei unserer eingangs berichteten Medienhysterie rund um Hanf – warum das Erinnern wegen Cannabis anders funktioniert, konnte nämlich ebenso wenig geklärt werden wie auch die Einflüsse eines lang- oder kurzfristigen Konsums. Das wurde in den meisten Berichten aber tunlichst unterschlagen und bis hier keine Klarheit besteht, braucht sich niemand wegen Haschisch und Marihuana zum Alzheimer Doktor begeben.
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