In den USA versucht eine neue Studie über Cannabis und Verkehrsunfälle zu klären, wie es mit der Sicherheit auf den Straßen aussieht bei Hanf für erwachsene Bürger. Analysiert wurden dazu zwei besonders bekannte und schon seit vielen Jahren liberale Bundesstaaten mit entsprechend fairer, offener Drogenpolitik. Colorado am Fuße der Rocky Mountains wie auch Washington mit der alten Grunge-City Seattle im Nordwesten hatten beide vor bald sechs Jahren das Gras erlaubt und ganz folgerichtig schauen Forscher dort öfters mal vorbei zur Inspektion dieser Erfolgsmodelle. Beim Straßenverkehr lässt sich jedoch nach einer Cannabis Freigabe keine Verschlechterung auslesen – lokal höhere Statistiken etwa bei Auffahrunfällen hängen vielmehr mit dem Kiffer-Tourismus zusammen aus Bundesstaaten, die gleich neben Colorado oder Washington weiterhin mit Peitsche und elektrischem Stuhl drohen für den Konsum der Hanfpflanze.
Simulierte Fahrexperimente mit Cannabis und Alkohol
Letzterer wurde zum Vergleich herangezogen und wir müssen betonen, dass im Infoartikel zur Studie in deutschen Medien das Bier und der Schnaps am Steuer verschwiegen werden. Obwohl die Wissenschaftler nämlich konstatieren, dass vor allem besoffene Leute plötzlich die Spur wechseln und Kiffer beileibe nicht so viele Fahrfehler im Simulator begehen, wird mal wieder bei uns in der Fachzeitung die Moralkeule gegen Hanf und pro Alkohol geschwungen. Darüber zu wüten schenken wir uns heute, schließlich reicht auch ein sachlich interessierter Blick auf die Studie um die üblichen Anfeindungen der Anti-Cannabis Propaganda in Deutschland zu entlarven.
Was passiert mit der Verkehrssicherheit nach der Hanf Legalisierung?
Verantwortlich ist New York City University School of Medicine und die haben sich die Jahre 2005 bis 2017 für die beiden Legal States in puncto Verkehrsunfälle angesehen. Beim Vergleich mit Verkehrstoten in Bundesstaaten, die wie bei uns dem Alkohol huldigen, ist Hanf sowieso um Längen besser, aber zwischen Colorado und Washington gibt es ebenso Unterschiede:
- Um 1,46 Verkehrsunfälle mit Todesfolge ist die Statistik heute höher als vor der Legalisierung in Colorado und
- in Washington hingegen sinkt dieser Wert auf einen Zuwachs von 0,08.
In der Summe also keine sonderliche Gefährdung im Straßenverkehr durch Kiffer, denen die Wissenschaftler allerdings neurokognitive und neuromotorische Einschränkungen vorwerfen bei der Fahrt auch im Autosimulator. Zwar wurde das mal wieder nicht explizit gemessen, aber weil laut Bericht in der Box nebenan gleich der Suffkopf zum Vergleich saß und Gas gab, hat man bei der Presse vielleicht ein bisschen gemischt weil schlechte Nachrichten beim Cannabis immer die besten Nachrichten sind im Sinne der sogenannten öffentlichen Moral.
Warum fahren Kiffer in Washington sicherer als in Colorado?
Der extreme Unterschied macht ja schon deutlich, dass es wohl kaum am Hanf selbst liegt mit den Unfällen, die zudem der Zahl nach gering zunehmen – vielleicht sind ja im Gebirge der Rocky Mountains auch die Straßen schlechter, liegen öfters mal vollgefressene Bären auf der Fahrbahn oder mit dem legalen Sturmgewehr abgeknallte Hirsche? Wir wollen eine solche Studie beileibe nicht zerreißen, aber es sollte schon Genauigkeit her und wenn die Unterschiede so massiv sind, kann Cannabis logischerweise nicht die alleinige Ursache sein. Beide Legal States haben für den Straßenverkehr beim THC im Blut und Urin Grenzwerte von 5 Nanogramm festgelegt.
Höherer Konsum und Kiffer-Touristen: Einmal führen die Forscher an, in Colorado kiffen einfach mehr Leute und fahren entsprechend auf Hanf auch öfters Auto – es gibt rund um Denver immerhin fast doppelt so viele Dispensaries, das sind die Fachgeschäfte für Haschisch und Marihuana, als in Washington. Außerdem ist dieser Bundesstaat umgeben von weiteren Legal States wie Oregon und dann Kalifornien, weiter nördlich liegt Kanada mit der Cannabis Freigabe im ganzen Land und schließlich das bei Gras ebenfalls legale Alaska. Kein Grund also für Touristen, lange zu fahren, während Colorado nicht so viele Cannabis-freundliche Nachbarn hat. Möglicherweise gehen die wenigen zusätzlichen Unfälle also auf bekiffte Besucher zurück, die den Verboten im Heimatsstaat entfliehen? Dann wiederum trägt aber nicht die Cannabis Legalisierung Schuld an mehr Verkehrsunfällen, sondern vielmehr eben genau jenes Verbot, das die Leute ja erst losfahren lässt. Das freilich wird in der Studie wie zu erwarten nicht besprochen.
Hinterlasse einen Kommentar