Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hat die Freigabe von Haschisch und Marihuana im Koalitionsvertrag vereinbart und arbeitet hinter den Kulissen hoffentlich mit den entsprechenden Fachleuten an einer fairen, adäquaten Umsetzung in den nächsten Jahren. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Status von Gras als beliebtem Heilmittel. Heute und damit vor der vollständigen Legalisierung gibt’s Hanfmedizin sowohl als Cannabis auf Rezept beim Arzt gibt wie auch beim Dealer, da viele Patienten sich bei fehlender Verschreibung das THC auf dem Schwarzmarkt kaufen müssen. Wird die Drogenpolitik Patienten im Auge haben, die nicht unbedingt in den gleichen Laden gehen wollen wie Kiffer und Genussmenschen? Bleibt der Verkauf von therapeutischen Grasblüten in den Apotheken und welche Rolle spielt der Cannabis Anbau in Deutschland, für den bekanntlich früher verantwortliche Politiker wie Jens Spahn (CDU) absichtlich viel zu geringe Quoten festlegten?
Seit Jahren herrscht massive Unterversorgung bei therapeutischem Cannabis
Erst kürzlich konnte ein deutsches Cannabis Start-up stolz die erste Hanf Ernte verkünden und zwar in Dresden, wo die Spots schwer bewacht und mit offizieller Anbaulizenz wachsen dürfen. Das Gras geht in die Apotheke und wird dort wahlweise auf Kosten der Krankenkasse oder an Selbstzahler ausgegeben, vorausgesetzt man kann ein Cannabis Rezept vorlegen. Insgesamt gibt’s für die Bundesrepublik drei Unternehmen, die offiziell Hanf anbauen dürfen. Natürlich reicht das hinten und vorne nicht aus.
Oft genug müssen Patienten hierzulande warten, weil therapeutische Blüten mal wieder nicht vorrätig sind, von Konzentraten gar nicht zu reden. Da zugleich bis dato an ausländische Hanfbauern völlig überzogene Preise für den ebenfalls viel zu gering geplanten Cannabis Import gezahlt werden drängt sich seit Jahren der Eindruck auf, der frühere Gesundheitsminister agiere entweder verantwortungslos oder verschwenderisch – ein Schelm wer da an die Pandemie, an minderwertige Masken und zu wenig Impfstoff denkt.
Cannabis kaufen beim Dealer: Wenig Auswahl für Patienten!
Einen Ausweg bot bisher der Schwarzmarkt für Marihuana. Das Problem rund um therapeutisches Gras sind ausnahmesweise nicht die Dealer im Park, die gestrecktes Gras sogar an Kinder verkaufen, sondern vor allem das Fehlen von medizinisch relevanter Auswahl. So sind beispielsweise einige Hanfsorten gegen Krämpfe oder zur Linderung von Schmerzen besonders gut geeignet, andere wiederum wirken gegen Stress, Ängste oder bei Schlafproblemen.
Entscheidend für die gewünschten medizinischen Effekte von Cannabis ist neben der individuellen Beschaffenheit der Patienten vor allem die Ratio der im Gras enthaltenen Cannabinoide und der Anteil sekundärer Inhaltsstoffe wie Terpene und Flavonoide.
Eine florierende Hanfwirtschaft wie in Übersee bringt exquisite Züchtungen hervor und immer mehr Bauern beziehungsweise Samenbanken spezialisieren sich auf therapeutisch nützliche Sorten. Solche Seeds etwa für das Cannabis anbauen indoor sind bei uns längst nicht in so großem Umfang zu bekommen wie bei einer Legalisierung, zumal die Zucht zu Hause selbst für kranke Leute in Deutschland sowieso verboten ist.
Dealer und auf dem Schwarzmarkt tätige Personen bauen zwar auch manchmal Medizinalhanf an oder besorgen das Gras aus dem Ausland, aber es gibt keinerlei Prüfung der Ware und natürlich auch kein zertifiziertes Profil mit Blick auf die gewünschten Inhaltsstoffe. Die Nachfrage ist groß und eher wenige Patienten haben wirklich ungestörten Zugriff auf ihre pflanzliche Medizin. Hier besteht wirklich Handlungsbedarf, zumal das organisierte Verbrecher natürlich ebenfalls schaut, was es für Entwicklungen gibt und sich mit mehr Auswahl in Stellung bringt.
Medizinalhanf und Drogenpolitik: Lizenzen, Steuern und die Krankenkasse
Eine künftige Freigabe von Cannabis durch die Ampel-Regierung in Berlin sollte unbedingt realistisch planen und einen Teil der Anbaulizenzen an Firmen vergeben, die sich auf therapeutische Hanfsorten konzentrieren. Steuerliche Vorteile sind denkbar oder Nachlässe beziehungsweise Subventionen bei der Ansiedelung von Gewerbe. Das eingangs erwähnte Beispiel aus Dresden zeigt, dass gerade in Ostdeutschland viel Potential frei liegt für eine frische, innovative Hanfwirtschaft mit vielen Jobs und robusten Einnahmen für den Staat.
Geklärt werden muss zudem, ob die Krankenkassen ein Cannabis Rezept bezahlen, wenn das Gras im Fachgeschäft für jedermann legal zu haben ist. Denkbar ist beispielsweise die Reservierung bestimmter Hanfsorten für Patienten, was genussfreudige Verbraucher sicher verschmerzen könnten.
Um dem Schwarzmarkt dauerhaft das Handwerk zu legen sollten Qualitätssiegel vorhanden sein und ein realistischer Preis – Cannabis kaufen muss legal nicht unbedingt so billig sein wie das ekelhafte Discounter Bier, aber doppelte und noch höhere Preise im Fachhandel als wie beim Dealer sind mit Blick auf steuerliche Anteile unbedingt zu vermeiden. Auch gibt’s massenhaft Steuergeld für Programme wie dem „Kampf gegen Rechts“ und neben einer Amnestie für straffällige Kiffer könnten Anreize für illegal produzierende Hanfbauern durchaus Sinn machen für eine wirklich ausreichende Versorgung von Patienten wie Verbrauchern mit Cannabis in Deutschland.
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