In diesen Tagen und Wochen wütet das Coronavirus aus Wuhan in immer mehr Staaten und wir wollen mal schauen, welcher Bezug hier zum Cannabis besteht. Natürlich sind keine Kiffer erkrankt oder Hanfpatienten und es ist nicht bekannt, ob beispielsweise Bauteile für Vaporizer aus China nun verseucht sind – das Internet ist voll mit Fake News, auch wenn das selbsternannte Reich der Mitte bekanntlich besonders häufig wegen der dortigen hygienischen und vor allem kulinarischen Vorlieben Superviren hervorbringt, sozusagen als hundertprozentig originellen Exportschlager. Hanf aber gilt vielen Leuten als eine Art Wundermittel, ein Alleskönner und da passt es hervorragend, dass gerade jetzt eine Studie zu diesem Aberglauben veröffentlicht wird. Wie betrachten Konsumenten Cannabis und was ist dran an der therapeutischen Potenz von THC und CBD als bekannten Cannabinoiden?
Das gute Gefühl beim Kiffen…
…erklärt sich durch eine Aktivierung des körpereigenen Endocannabinoid-Systems und die beliebte wie erfolgreiche Cannabismedizin wirkt praktisch wie eine Art Booster für die Schutzmechanismen unseres Organismus. Es gibt in den USA Politiker, die schieben jeden therapeutischen Effekt von Hanf auf das berauschende THC, was natürlich Unsinn ist – auch CBD als körperaktives und nicht berauschendes Cannabidiol ist millionenfach etwa gegen Entzündungen oder Schmerzen im Einsatz. Freilich sind laut einer Untersuchung im American Journal of Health Promotion viele Kiffer der Ansicht, das gute Gefühl müsse noch mehr bedeuten und hier haben die Wissenschaftler nachgebohrt.
Eine hermeneutische Perspektive: Der Begriff stammt aus der Philosophie und meint, wir verstehen Texte besser und schneller beim Lesen, wenn wir das Thema mögen. Beim Kiffen nun ist es offensichtlich, wie etwa Schmerzen verschwinden und sich die schlechte Stimmung auflöst, so dass positiv eingestellte Konsumenten dem Cannabis dann noch viel mehr zutrauen. Da werden mitunter massive medizinische Fähigkeiten adressiert und jeder von uns hat wahrscheinlich schon mal irgendwo gehört oder gelesen, dass Hanf Krebs heilen kann, unsterblich macht und vieles mehr.
Cannabis Fans direkt zur Einstellung befragt
Das haben sich die Forscher von der University of Buffalo so vorgenommen und gingen hin zum Ann Arbor Hash Bash, nomen est omen, was als fetter Cannabis Event schon seit den 70er Jahren für alle Kiffer und Hanfenthusiasten ein Begriff ist. Rund 500 Teilnehmer bekamen einen Fragebogen in die Hand gedrückt mit unter anderem Fragen zur Häufigkeit des Gras rauchen oder auch zu den Möglichkeiten einer medizinischen Behandlung mit Haschisch und Marihuana. Und siehe da, zwischen der tatsächlich nachweisbaren, in Studien bestätigten Heilwirkung von Cannabis und den Vorstellungen der Kiffer klafft eine recht große Lücke!
Krebs, Depressionen, schwerste Störungen, das alles lässt sich in jedem Fall laut der Hanf-Fans immer kurieren und diese positive Meinung an der Grenze zur therapeutischen Euphorie hat nicht nur zu tun mit dem von vielen Teilnehmern wohl gerade gerauchten Joint. Die relative Unwissenheit über Cannabis ist aber ein Problem und kann dessen wirklich hilfreiche, wohltuende Eigenschaften in der Wahrnehmung durch Nicht-Kiffer quasi konterkarieren, nur weil jemand herumläuft und die Hanfpflanze als Quelle des ewigen Lebens zelebriert.
Medizinisches Grundwissen trotzdem vorhanden bei Hanf
Die Befragten sind aber nicht bekloppt oder leben in einer Cannabis Sekte wie einst die Manson Family, so dass die Forscher bei der Untersuchung sehr wohl ein Grundwissen in medizinischer Sicht festgestellt haben. In der Regel sind Kiffer besonders positiv und euphorisch ob der Heilwirkung, wenn das Gras ihnen selbst schon hilft oder geholfen hat – der Moment nach dem Zug am Vaporizer, als die seit Jahren schmerzende Schulter plötzlich Ruhe gibt, ist selbstverständlich real und hat unzweifelhaft mit der therapeutischen Wirkung von THC und CBD zu tun. Eine Überschätzung jedoch gilt es zu vermeiden und hier ist die Drogenpolitik konkret gefragt.
Jahrzehnte der Erfahrung VS fehlende öffentliche Forschung: Hier liegt das Problem, denn Leute wie Rick Simpson mit dem Hanföl haben in Eigenregie das Gras erforscht und berichten zu Recht viele positive Eigenschaften, während zugleich es praktisch keine Wissenschaft gibt und Studie, die von den Regierungen weltweit in Auftrag gegeben werden. Wenn beispielsweise Eltern mit dem an schwerer Epilepsie leidenden Kind heimlich Cannabisöl probieren aus Verzweiflung über die sonstige chemische Keule – und der Hanf hervorragend Wirkung zeigt – dann lässt sich das bis dato nicht im Labor verifizieren. Hier liegt das Problem für zum einen viele Fake News wie sicher derzeit auch einige Kiffer glauben, der Joint helfe als Schutzbarriere gegen das Coronavirus, zum anderen aber auch für die weiterhin vielfach vorhandene Ablehnung von Hanf, der realistisch und umfassend betrachtet eine extrem wertvolle Bereicherung der medizinischen Therapiepalette darstellt.
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