Eine nicht ganz so häufig auftretende, in jedem Einzelfall aber äußerst belastende Erkrankung ist die Zwangsstörung. Die Fachwelt spricht hier von „Obsessive-compulsive Disorder“, kurz OCD und meint den inneren Zwang der Betroffenen, Gedanken und bestimmte Verhaltensweisen schlicht nicht abstellen zu können. Cannabis ist hier nun als Medizin bei OCD zunehmend im Gespräch, schließlich hilft der Hanf auch bei anderen mentalen Störungen. Im Interesse der Forschung steht unser körpereigenes Endocannabinoid-System, das sich durch gezielte Stimulation mit Cannabinoiden wie THC oder CBD zur Bekämpfung von Ängsten und zwanghaftem Habitus. Aktuell verfügbare Arznei ist wahlweise schlecht verträglich oder wirkt einfach unzureichend, so wir uns heute hier mal Haschisch und Marihuana im Einsatz ansehen. Hilft Cannabis bei der Zwangsstörung und welche Besonderheiten hätte eine solche Therapie?
Von Konzentrationsstörungen bis zur Endlosschleife
Bei OCD sind die Betroffenen unfähig, im Hirn eine Verbindung zwischen notwendigem, zielgerichtetem Verhalten auf der einen und der grundsätzlichen habituellen Verhaltensweise herzustellen. Wenn wir uns bekifft oder nüchtern zu etwas entscheiden, dann hat das einen Grund und eine Wirkung, während bei OCD dieser Übergang nicht richtig funktioniert. Da gibt’s dann Leute, die müssen ständig alles reinigen, andere stellen Dinge immer in eine exakte Ausrichtung oder kratzen sich die Haut vom Leib – jede Erfahrung ist spezifisch personalisiert, aber die unkontrollierbaren Rituale und wiederkehrenden Gedanken machen das Leben oft zur Qual.
Welchen Ansatz könnte Hanfmedizin bei OCD verfolgen?
Das erwähnte System in unserem Organismus bietet sich an, da bei den Zwangsstörungen die Teile des Gehirns gestresst werden, die mithilfe von Cannabis und den Cannabinoiden sich beeinflussen lassen. Es gibt sozusagen auf den Schaltflächen der Erkrankungen auch Steckdosen für Hanf, der dann eine wohltuende Wirkung entfaltet – so jedenfalls die Ergebnisse der ersten Studien. Der präfrontale Kortex, dazu Hippocampus und Amygdala lassen sich über Rezeptoren aktivieren und das könnte den Betroffenen mit OCD helfen. Dabei fokussiert sich die Wissenschaft auf folgende Belastungsfaktoren beziehungsweise Indikationen:
- Angst und Stress: In der richtigen Dosis kann Cannabis Stress senken, da sind die CB1 Rezeptoren aktiv in der Regelung solcher Empfindungen. THC beispielsweise wirkt sehr wohl entspannend und beruhigend, aber es braucht eine geringe Dosierung zum Einstieg.
- Konditionierte Ängste: Neutrale Trigger lösen diese Störungen aus und hier wurde bei Versuchen gezeigt, wie durch die Gabe von Hanf bei Labormäusen wiederum die CB1 Rezeptoren vorteilhaft beeinflusst sind – gerade untersucht die Forschung besonders auch das nicht psychoaktive CBD-Öl bei Zwangsstörungen, das zudem auch Fähigkeiten zum Memorieren und überhaupt den Erinnerungsprozess positiv gestalten kann.
- Zwangshandlungen: THC und CBD konnten bei Labormäusen solches Verhalten einschränken, das hielt sogar im Vergleich mit anderer Medizin länger und stärker an. Bei einer Studie zum Tourette-Syndrom hatten die Leute weniger Ticks, weniger kompulsives Verhalten und auch bei Frauen, die sich zwanghaft Haare ausreißen, konnte Cannabis helfen.
Wann bringt die Cannabis Forschung Ergebnisse?
Das passiert bereits. Aktuelle Untersuchungen zeigten Hanf als wirkungsvolle Option gegenüber antipsychotischer Medizin, SRIs oder auch Verhaltenstherapie! In den analysierten Zeiträumen sanken die Zwangsstörungen und deren Begleiterscheinungen. Einziges Problem: Cannabis wirkt nicht exakt genau gleich bei jeder betroffenen Person. Die Forschung hat hier besonders die Dosierung im Auge, da zu viel THC kontraproduktiv wirken kann, auch die Hanfsorten kann eine Rolle spielen mit deren therapeutischem Profil. Wir sind gespannt auf erste Empfehlungen etwa für Psychologen in den USA und Kanada und werden Euch auf dem Laufenden halten.
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