Bei allen Staaten, die sich derzeit um Cannabis als Wirtschaftsfaktor bemühen, fehlt uns immer ein bisschen die berühmteste Kiffer-Insel Jamaika. Was ist dort eigentlich los, wo die Joints bei den Rastafaris und Touristen unbehelligt kreisen und warum ist Hanf nicht schon längst legal wie weiter nördlich bei den großen Nachbarn USA und Kanada? Gras von Jamaika, mit Label und entsprechendem Marketing, das müsste sich doch verkaufen wie warme Semmeln! Wie also steht es um das Hanf Business in diesem Teil der Karibik und wie engagieren sich Unternehmen vor Ort, die Haschisch und Marihuana zum Geschäftsmodell haben?
Von Bob Marley bis zum Dabbing
Eigentlich beziehen sich Nationalflagge und auch der Kult der Rastafaris auf Äthiopien und auf den dortig einstmaligen Kaiser Selassie, der bekanntlich mit Mussolinis Faschisten im Clinch lag in den 1930er Jahren. Die berühmte Fahne jedenfalls und das Ganja auf Jamaika, das sind bedeutende Anleihen für die Cannabisindustrie in Nordamerika und wenn die Insel in der Karibik jedes Mal Tantiemen bekäme für eine Flagge an einem Headshop, dann kämen mit Sicherheit eine Menge Devisen rein. Dazu bedienen sich zum Beispiel kanadische Unternehmen recht schamlos vor Ort, gründen Sub-Firmen und holen raus, was etwa an Hanfsorten noch original auf der Insel wächst. Davon hat Jamaika relativ wenig, wie das meistens ist in den Entwicklungsländern.
Rastafari Kiffer: Diese Leute sind religiös auf ihre Weise und benutzen Cannabis als Sakrament. Seit 2015 ist der Hanf entkriminalisiert, doch davor wurde die Leute mit den berühmten Dreadlocks schikaniert und sogar erschossen wie am Bad Friday im Jahre 1963. Dazu trug wohl auch deren Engagement gegen Kolonialisierung bei, was diese kiffenden Priester zur Zielscheibe machte bei den Behörden.
Medizinisches Cannabis als Umweg auf dem Weg zum Green Business
Wie auch anderswo wird auf Jamaika versucht, durch Entkriminalisierung den überall wuchernden illegalen Anbau irgendwie zu lenken – Hanfbauern können das Gras an die Pharmafirmen verkaufen und es als Medizin zur Verfügung stellen, das ist auf Jamaika erlaubt. Wer Hanf von weniger als etwa 60 Gramm mit sich herumträgt, der bekommt nur eine Geldstrafe und die erwähnten Rastafaris dürfen anbauen und konsumieren ohne Sanktion. So erhoffen sich dann aufgrund der Historie und Bekanntheit viele Politiker und Ökonomen eine boomende Cannabiswirtschaft, doch es gibt auf Jamaika einige ziemlich komplizierte Hindernisse.
So duellieren sich gleich mal der Markt eben für Hanfmedizin und jener für das traditionelle Kiffen und gerade die Ganja Enthusiasten sehen den ganzen kommerziellen Charakter rund um Cannabis als Ökonomie sehr kritisch. Reggae etwa, dazu der Joint und die Kultur des Relaxens am Strand – was typisch ist an Jamaika, das sehen viele Leute vor Ort kritisch in puncto Ausverkauf und man stelle sich nur mal vor, die Chinesen würden Hanf im Ausland für ihre Touristen erlauben. Die Insel mit dem entspannten Habitus könnte dann als Hot Spot für Selfie-Besucher innerhalb kürzester Zeit zu jener Hölle werden, die heute schon Städte wie Venedig oder Amsterdam vor allem im Sommer sind.
Entwicklungshilfe nicht in jedem Fall erwünscht!
Nun kommen die Cannabis Unternehmen aus Amerika und wollen den Jamaikanern erzählen, wie man Hanf anbaut, erntet, verarbeitet und das sieht häufig aus wie neuer Kolonialismus. Verständlich, wenn da viele Rastafaris zu machen und davon nichts wissen wollen! Klar gibt’s auf der Insel Probleme mit der Stromversorgung und viel zu wenig Lagerflächen, aber das lässt sich ausbauen – wenn es die Bevölkerung denn auch wirklich will. Aber möchte sich Jamaika an dieser Stelle tatsächlich zu einer einzigen Anbaufläche, zu einer großen Dispensarie entwickeln, die allein dem schnöden Mammon verpflichtet ist? Lokale Politiker sagen, es müssten auch die Traditionen, die Riten, die Gebräuche der Ganja-Kultur berücksichtigt werden und überhaupt versuchen nordamerikanische Hanf Unternehmen in der Regel, die Partner auf der Insel einfach auszukaufen und zu dirigieren, was den betonten Machos in der Karibik nun wirklich nicht gefallen kann.
Ebenfalls schwierig ist der dezentralisierte Verkauf. Im Prinzip baut fast jeder an, dem es gefällt und nur selten wird dann in den Shops auf der Insel sortiert, etwa nach Sorten und das Ganze ähnelt den wilden Baracken am Hindukusch mit den in der Auslage gestapelten Haschischbrocken. Dazu kommen ein wenig ertragreicher Boden auf Jamaika, die üblichen Wirbelstürme, wenig Wasser – der professionelle Anbau lohnt sich vorrangig in kleinen Nischen etwa in den Bergen oder an einem See, wo dann auch wirklich exquisite Cannabis Sorten ihren Ursprung finden. Man darf also gespannt schauen, wie sich das Business auf der karibischen Insel des Bob Marley entwickelt – in näherer Zukunft wird das Ganja auch in den USA auftauchen und es braucht nicht mehr nur typische Kiffer Reisen nach Jamaika, um diesem speziellen Kult beim Hanf nachzuspüren.
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