Landrassen, Landsorten – das sind Begriffe aus der Botanik und aus den Wissenschaften rund um Nutztiere, was aber gleichfalls für Cannabis verwendet werden kann: Landsorten beim Hanf sind im Prinzip Graspflanzen, deren Erbgut nicht verändert wurde, was ja bekanntlich heute dank intensiver Züchtung auch immer wieder neuer Cannabissorten im Labor passiert. Über tausende von Jahren haben die Menschen Haschisch und Marihuana mit beständig gleichbleibendem Erbgut geraucht, gegessen und getrunken. Die klingenden Namen für das Gras dieser Tage, von Purple Haze bis Northern Light, das sind alles Kreationen, die sich aus diesen ursprünglichen Hanfgewächsen speisen. Wie also sind Landrassen beim Cannabis einzuschätzen und warum ist das für Züchter wichtig?
Begriffsklärungen: Sativa, Indica, Ruderalis
Grundsätzlich sind Landsorten beim Cannabis in einer wenig veränderlichen Umwelt gewachsen. Oft griff der Mensch dabei schon ein und pflanzte etwa in der Nähe von Siedlungen, was in der Summe zu charakteristischen Eigenschaften führte – und das hängt direkt mit der geographischen Lage und mit dem Klima vor Ort zusammen. Da gab (und gibt) es große Felder etwa im Atlasgebirge, wo die Produktion von Haschisch heute nicht anders abläuft als vor tausend Jahren und die Hanfpflanzen unter ziemlich gleichbleibenden Umständen heranwachsen. Das ist genauso natürlich wie Cannabis, das an den Hängen der Hochgebirge in Südostasien wächst – auch wenn etwa in Thailand lange Zeit kein vergleichbares „Business“ wie in Marokko bestanden hat.
Cannabis aus Thailand schmeckt und riecht anders als Gras aus Afrika und das ganz ohne jederlei Züchtung, Kreuzung, Puschen der einzelnen Gewächse selbst – damit handelt es sich um typische Landsorten.
Bis dato sind drei Obergruppen beim Hanf definiert, auch wenn mittlerweile besonders pfiffige Forscher möglicherweise weitere Unterteilungen vornehmen! Ihr könnt Euch aber bis auf Weiteres auf diese Landrassen dem Namen nach verlassen, das passt und wird von Kiffern, Patienten und der Forschung sowie natürlich auch im Verkauf etwa von Hanfsamen online verwendet.
- Cannabis Indica: Diese Landsorte Hanf kommt ursprünglich vom Hindukusch, stammt also genetisch aus Indien, Afghanistan, Pakistan. Erst in den 1960er Jahren kam diese Landrasse nach USA und Europa, dabei stets im Gepäck von reisenden Hippies, die bekanntlich ein Faible hatten für Südasien und seine Kultur.
- Cannabis Sativa: Kategorisiert wurde dieses Gras schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts! Schnell verbreitet auch entlang der Seidenstraße kommt es aus Asien und Afrika und heute wird diese Sorte meistens in den Tropen in der Nähe vom Äquator verkauft. Auch im mittleren und südlichen Amerika ist dieser Hanf vorhanden, wobei sich eben dank geographischer Besonderheiten auch genetisch ein paar Spezifika herausbildeten.
- Cannabis Ruderalis: Diese sehr strenge, mit harten Bedingungen auskommende Hanfsorte kommt ursprünglich aus dem Himalaya und aus Russland, was freilich die starke Anpassungsfähigkeit beweist. Wenig Licht, gefrorene Böden, Höhenluft – kein Problem für dieses Cannabis, das übrigens dem Wuchs nach am Kleinsten unter den Landrassen ausfällt. Allerdings ist der THC-Anteil hier viel geringer als bei Sativa und Indica, was eine Verwendung von Ruderalis ähnlich wie beim klassischen Nutzhanf etwa für Seile und Kleidung möglich macht.
Warum sind Landsorten beim Cannabis so wichtig?
Klar, wir sind keine Genetiker, aber natürlich brauchen wir ähnlich wie Mendel bei seiner Vererbungslehre möglichst reine Landsorten, auf denen sich Kreuzungen aufbauen lassen. Geht Ihr umher wie der Sämann im Gleichnis von Jesus, dann fallen die Samen eben auch in die Dornen, auf Felsen und sind Futter für die Vögel – Cannabis hat hier Widerstandskraft entwickelt und stets ja nach Sorte einen engen Bezug zur jeweiligen geographischen Lage. Wir brauchen die Landsorten also als Tableau, das sich zudem auch selbst immer wieder erneuert und erweitert, eben durch Anpassung an klimatischen Bedingungen und ähnliches. Einzigartige Phänotypen und Genotypen gibt’s nur bei den Landrassen – im Gegensatz zum überzüchteten Gras, das sich dann wieder dieser Vorläufer bedienen muss.
Erbsorten: Ok, wir nehmen mal diesen komischen Begriff um jenen Hanf zu beschreiben, der schon seit tausenden Jahren auf gewisse Weise kultiviert wird. Dieses Cannabis wächst zwar wie eingangs beschrieben in der immer gleichen Gegend, wird aber auch beeinflusst vom Menschen. Zwar ist eine enge Verwandtschaft zu den Landsorten vorhanden, aber es gibt doch schon Aspekte, die dem Genforscher als wenn auch sehr simple Züchtungen auffallen. Was beispielsweise in Südamerika wächst, das sind typische Erbsorten oder auch auf Hawaii, wo Gras ursprünglich nicht vorkommt – dann aber intensiv nach Einschleppung auch angebaut wurde.
Lassen sich die Samen von Landsorten sammeln und anbauen?
Im Prinzip ja, aber es gibt hier sogar moralische Bedenken: Man stelle sich vor, es wäre hinter dem Sämann von Jesus in dessen Gleichnis eine Schar eifriger Kopisten hinterhermarschiert, die alle Samen sofort wieder eingesammelt hätte, um diese dann selbstsüchtig irgendwo hinter den Sieben Bergen anzubauen! Bei Youtube findet Ihr interessante Videos von solchen „Strainhunters“ – deren Handwerk ähnlich wie beim Aufbau und bei der Kategorisierung von Tierhabitaten freilich eine ethisch sehr wertvolle Aufgabe sein kann. Wenn bekannt ist, wo Landsorten von Cannabis wachsen, dann lässt sich diese dann auch in seiner Ursprünglichkeit schützen.
Zugleich versucht die Industrie alles, um zu kreuzen und verunreinigt die Landrassen damit bewusst und dauerhaft. Es dürfte in der Zukunft schwieriger werden, reine Sorten in der Natur zu finden. Überall auf der Welt wird Cannabis legalisiert und viele Staaten wollen professionell anbauen. Es gibt sogar schon rote Listen und hier gilt zum Beispiel das berühmte Thai-Gras als ausgestorben. Die genetische Vielfalt ist durch künstliche Mixturen aus dem Labor bedroht. Natürlich wollen wir alle einen guten Rausch dank THC respektive therapeutische Hilfe mit CBD – aber dafür müssen wir den ursprünglichen Hanf schützen! Die Politik führt leider immer noch dazu, dass halbwegs wild wachsendes Cannabis abgebrannt und zerstört wird und das könnte auf lange Sicht zu qualitativ weniger faszinierenden Züchtungen führen. Wenn alle Tiger in freier Wildbahn tot sind, weil von Chinesen gegessen, dann wird es schwierig mit dem Auswildern von Tigern, die in Gefangenschaft leben und sich schon daran angepasst haben.
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