Zurzeit zirkuliert eine Studie mit Labormäusen, nach der Cannabis rauchen angeblich das Erinnerungsvermögen bei älteren Leuten verbessert. Nun sind Forschungsergebnisse dank Ratte und Maus immer so eine Sache, ein Running Gag der Wissenschaft, schließlich lassen sich längst nicht alle Erkenntnisse dann auch so einfach auf den Menschen übertragen! Aber faszinierend ist das allemal – Kiffen für das Gedächtnis – und vielleicht können wir im Alter geistig fit bleibe dank Hanf? Die besagte Studie beschäftigt sich ausführlich mit THC, dem andere Forscher wiederum vorwerfen, es führe bei jungen Leuten zu Psychosen. Wie also sieht die aktuelle Studienlage aus?
Lebensalter und Cannabinoide
Bleiben wir mal bei den Mäusen. Es ist logisch, dass junge Nager schneller lernen und sich besser erinnern als ältere. Ebenso ist es nichts neues unter der Sonne, wenn junge Mäuse bei der Gabe von THC die üblichen Verhaltensweisen von Kiffern an den Tag legen, sich also entspannen und zugleich langsamer lernen beziehungsweise bei den Memory-Tests durchfallen. Und dann ist es Konsens in der Wissenschaft vom Hanf, dass unser körpereigenes Endocannabinoid-System Einfluss hat auf das Altern im Gehirn – mit mehr Jahren auf dem Buckel sinken die Anteile entsprechend.
Wird demnach quasi weniger geschaltet und gesendet auf dieser Datenautobahn unseres Organismus, dann altert das Hirn und die Forscher wollten hier nun mit Hilfe der tapferen Laborratte das Gegenteil testen. Meint: Wenn das Endocannabinoid-System schwächer funkt und dies zu nachlassender Gedächtnisleistung führt, dann müsste eine Aktivierung durch THC eben umgekehrt zu besserem Denken und verstärkter Memorierung führen! Dazu dann also ein Experiment.
THC, Erinnerung, Alter – Ein Zusammenhang?
Junge gegen alte Mäuse waren am Start und sie bekamen unabhängig vom Alter täglich eine ordentliche Dosis THC, einige auch nur Placebos zur Vergleichskontrolle. Das Ganze ging über 28 Tage und dann wurde mittels Tests und Analyse die Gedächtnisleistung in der Summe geprüft, allerdings dann ohne beteiligtes THC. Dabei kam heraus, dass je nach Lebensalter unterschiedliche Reaktionen bei der konstanten Zufuhr mit Tetrahydrocannabinol auftreten – die älteren Mäuse schnitten bei den Tests besser ab als die jüngeren! Sie waren so gut wie vergleichbare junge Mäuse, allerdings ohne jeden Kontakt zum THC. Hat das Cannabis hier also alternden Hirnzellen auf die Sprünge geholfen?
Beobachtet wurden zudem Veränderungen im Hirn selbst, im Hippocampus und hier zeigte sich ebenfalls eine positive Entwicklung bei älteren Mäusen hin zu einer Struktur wie in jüngeren Jahren. Es gab schlichtweg viel mehr Neuronen als zuvor und selbst die Gene scheinen zu profitieren vom Hanf, wurde durch die Forschung doch viel weniger Degenerierung festgestellt – die Lebensdauer der Zellen bei den quasi bekifften älteren Mäusen legte spürbar zu.
Welche Rolle spielt das Endocannabinoid-System für das Altern?
Werden wir älter, dann verändert sich unser Endocannabinoid-System und beispielsweise die Level der CB1 Rezeptoren sinken ab. Nun sind die Rezeptoren aber geeignet zum Andocken von THC und lösen damit auch den Rausch aus, der bei dem besagten Test dann auch den Mäusen zu neuer Lebenskraft verholfen hat. Die Gleichung klingt simpel, aber aktivierte CB1 Rezeptoren sind nun mal besser und stärker als verkümmernde, bei denen die älteren Leute sich nicht mehr geistig bewegen und austauschen. Offensichtlich haben also Cannabinoide wie eben THC oder auch CBD einen direkten, wenn auch individuell unterschiedlichen Einfluss auf die Menschen und deren geistige Fitness vor allem beim Erinnern!
Welche Dosis THC haben die Mäuse überhaupt bekommen?
Bekanntlich ist die Studie überschrieben mit dem Hinweis, was konstante Zufuhr von niedrigen Dosen THC im Hirn auslöst. So wurden pro Kilogramm Körpergewicht 3 Milligramm THC verabreicht, wie beschrieben über 28 Tage lang. Auf eine Person mit 80 Kilo Gewicht hochgerechnet wären das zwischen 8 und 9 Milligramm des Cannabinoids pro Stunde. Wir müssten also als Menschen jede Stunde über nahezu einen Monat ein 10 Milligramm starkes Cannabisgebäck essen – die Mäuse haben keinen Joint geraucht – um auf vergleichbare Werte zu kommen. Das, liebe Leute, ist aber keine niedrige Dosis!
Freilich ist das bei Mäusen wiederum ein Problem. Wir Menschen reagieren aufgrund unseres mächtigen Denkorgans viel sensibler auf psychoaktive Pflanzen und Stoffe und so mussten die Wissenschaftler die Laborratten quasi vollpumpen mit Cannabis, um an empirisch hilfreiche Vergleichswerte zu kommen. Und genau hier liegt dann auch das Problem mit der Übertragbarkeit solcher Erkenntnisse von Menschen zum Tier – die Kreaturen verarbeiten Hanf einfach anders!
Was schlussfolgern wir aus der Cannabis Studie zum Erinnerungsvermögen?
Es ist spannend zu sehen, wie die Cannabinoide für Effekte sorgen im Gehirn, die Wissenschaftler dank der Technologie auch umfassend studieren können. Wirkt Hanf als Jungbrunnen auf das Hirn oder ist das nur ein vorübergehender Effekt? Wie steht es also um Menschen, die konstant THC aufnehmen, älter sind und dabei eben nicht rauchen, sondern auf eine vergleichbare, gesicherte Weise jeden Tag die gleiche Dosis bekommen? Lohnt sich pures THC? Die Macher der Studie mit den Mäusen jedenfalls arbeiten schon mit Patienten zusammen, die unter anfänglicher Demenz leiden – hier wird dann auch die Frage nach Cannabis als Isolat oder als Vollspektrum Präparat eine entscheidende Rolle spielen.
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