Bei Mystik denken viele Leute gleich an sich kasteiende Geißler auf der Suche nach Jesus Christus, aber genuin handelt es sich eher um eine philosophische Methode zur Öffnung des Geistes für die irdischen wie überirdischen Schätze einer als Schöpfung verstandenen Welt. Bevor Cannabis hier auftrumpfen konnte, mussten sich mystische Strömungen erstmal entwickeln – auch wenn die Medizinfrau mit dem Knochen im Haar aus der Steinzeit selbstredend schon in diese Tradition gehörte. Die strengen Kataloge des Denkens und die kalten Ketten der Logik sind nicht für alle Menschen auf der Suche nach Sinngebung hilfreich und unser Blick in die Historie der Hanfpflanze zeigt eine intensive Verwendung von Cannabis in der Mystik durch Frauen. Mittelalterliche Strömungen sind dabei genauso wichtig wie die Tempelchefinnen aus der Antike und bis in die Gegenwart finden wir Beispiele für eine Verbindung von Kiffen, Ekstase und Orakelspruch. Hier dazu nun ein Überblick und natürlich fragen wir zum Abschluss auch, was von dieser mystischen Kraft beim Marihuana eigentlich geblieben ist.
Erstes Jahrtausend vor Christus: Das kiffende Orakel von Delphi
Ok, Kiffer sind meistens auch irgendwie mit Orakeln beschäftigt und zumindest gibt’s für weise und weniger verständliche Sprüche auf Gras einen berühmten historischen Vorläufer. In Delphi nämlich holten sich vor zweieinhalbtausend Jahren Herrscher und Bauern Rat für alle erdenklichen Situationen und im Tempel gaben sich Priesterinnen nach dem Hanfkonsum als Sprachrohr von Gott Apollo aus. Wir kennen etwa die Warnung an König Ödipus und die heiligen Damen kauten Berichten zufolge Cannabisblätter, ließen stapelweise Marihuana wie ein moderner Vaporizer durch Felsgestein verdampfen. Zwar gibt’s Streit unter den Gelehrten, ob vielleicht Propangas in den steinernen Hallen ausströmte oder Opium auf den Teller kam – die Griechen als bekennendes Kiffervolk hat aber nachweislich eine intensive Beziehung zur Hanfpflanze kultiviert.
12.Jahrhundert: Die Hanfgärten der Hildegard von Bingen
Diese Mystikerin ist eine Top-Heilige selbst in der an solchen Titeln nicht armen Katholischen Kirche und einige heute immer noch verwendete Heilkräuter und Therapiemethoden wurde von der visionären Hildegard von Bingen entwickelt. Sicher hatte sie auch ein bisschen Glück mit den zu ihrer Lebenszeit aktiven Päpsten, da andere Stellvertreter Gottes sehr gerne Frauen mit einem Sinn für Medizin und Wissenschaft auf den Scheiterhaufen packen ließen.
Die Heilkräfte der Natur studieren: Hildegard kannte ganz genau die Schriften der Araber und Überlieferungen der Germanen, wo Hanf eine große Rolle spielt. Es gäbe sogar eine „grüne Kraft“ in allen Lebewesen und damit waren mit Sicherheit weder die Schreisirene Annalena Baerbock noch Jürgen Trittin gemeint – die Mystikerin diskutierte sogar den Konsum von Cannabis bloß zum Spaß und war da zurückhaltender als beim Einsatz in der Therapeutik. Die mittelalterliche Mystikerin ist eine der großen Frauengestalten in häufig dunklen Zeiten und ihr Licht strahlt bis heute durch die spannende Geschichte vom Hanf.
15. Jahrhundert: Der Cannabiskonsum von Jeanne d´Arc
Wo wir schon bei fiesen Päpsten und der Inquisition sind – auch Jeanne d´Arc hatte eine Vorliebe für Haschisch und Marihuana! Ihr Kampf zur Inthronisierung von Karl VII. als König in Frankreich richtete sich gegen die Engländer, erfolgreich und deshalb wie zu erwarten von der Kirche misstrauisch beäugt. Erfolgreiche Frauen, die Männer besiegen, das ging gar nicht im Mittelalter und so suchte man beim Klerus nach einem Anklagepunkt. Fündig wurden die Kirchenspione in der Heimat der Jeanne d´Arc, wo das liebe Volk auf dem Land gerne Cannabis konsumierte, um Bäume tanzte und sogar Zauberpilze einnahm – das war zu viel für die alten Männer auf der Kanzel und so landete eine der größten Heldinnen der Geschichte in den Flammen. Fragt sich am Ende nur, woher die Stimmen kamen, die Jeanne immer hörte – sprach die Gottheit, war es eine geistige Störung oder doch eine Kombi aus Kiffen und Beten für maximale Erleuchtung?
19. Jahrhundert: Die Haschischzirkel der Madame Blavatsky
Diese Russin war mystisch veranlagt bis ins Mark und die Blavatsky gilt als Vorläufer von allerlei Geheimgesellschaften und mysteriösen Zirkeln. Um berühmt zu werden, musste sie aber erstmal ihren Mann verlassen und zog durch den Orient, immer öfters mit einer Pfeife Haschisch in der Hand. Daraus wurden Weltreisen bis nach Tibet und Südamerika, wo Gras ebenfalls nicht unbekannt ist. Schließlich gründete diese starke Frau die berühmte Theosophische Gesellschaft, ein Anziehungspunkt für Künstler, Intellektuelle und Literaten. Sie rauchte 100 Kippen am Tag und kiffte in Europa munter weiter. Für die mystischen Ideen und Konzepte war das hilfreich wie ein Zitat der Madame Blavatsky deutlich macht:
„My most precious thoughts come to me in my smoking hours. […] I feel lifted from earth, and I close my eyes and float on and on, anywhere or wherever I wish.”
Augen schließen, abheben und kreative Einfälle kultivieren – das Bekenntnis der berühmten Mystikerin klingt fast wie eine Binsenweisheit aus dem Handbuch für den entspannten, reichhaltigen Cannabis Konsum.
21. Jahrhundert: Was bleibt von der Cannabis Mystik?
Sinn und Zweck von Cannabis werden heute in Zeiten von Kapitalismus und allgemeinem Raubbau am Menschen und der Natur oft vergessen und vor gut hundert Jahren setzten Pharmakonzerne im Verbund mit puritanischen Politikern sogar ein Hanf-Verbot durch. Die medizinisch-spirituelle Anwendung von Gras ging beinahe verloren, Big Pharma gab schnell entsprechende Antworten für klassische Hanf-Therapien. Schmerzen? Haben wir Opiate im Sortiment! Schlafen? Valium wirkt sofort! Entzündungen? Paracetamol oder in schwereren Fällen wie bei Donald Trump und dem Coronavirus gerne auch Dexamethason. Leider wird meist nicht erwähnt, dass alle diese chemischen Medikamente wahlweise abhängig machen oder die Umwelt über Abwässer belasten, aber die Politik ist eben mit Pharmariesen eng verquickt, was die beispiellose Brutalität gegen Cannabiskonsumenten deutlich aufzeigt.
Auch die eigentliche Legalisierung mit industriellem Anbau, Verschiffung in die ganze Welt und dem Hochzüchten immer neuer Sorten ist sicher weit weg von den betulichen Geheimzirkeln mysteriöser Frauengestalten aus der Geschichte. Aller Kommerz auf der einen und alle ideologische Hetze auf der anderen Seite werden jedoch niemals vollständig verstecken und verzerren können, was die Verbindung von Cannabis und Mystik immer schon ausgemacht hat – das persönliche Erlebnis beim Konsum, beim Kiffen und Hanf essen. Kreative Ideen und abseitig innovative Ansätze, echte Entspannung und wohltuendes Relaxen bietet Gras immer, selbst wenn in der Bundesrepublik Deutschland mancher Kiffer heimlich konsumieren muss. Genau diesen besonderen, ja einzigartigen Aspekt der Hanfpflanze haben die Zauberfrauen und natürlich auch Zaubermänner zu allen Zeiten erkannt und so sind wir immer noch ein bisschen Orakel und Magier beim Genuss eines aromatischen Joints oder der duftenden Haschkekse.
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