Im zweiten Teil unseres Rückblicks auf die Historie von Hanf schauen wir mal auf die jüngste Vergangenheit und Gegenwart, schließlich ist gerade das 20. Jahrhundert für Cannabis eine seltsame Epoche gewesen zwischen massivem Verbot und Aufbruch, etwa bei den Hippies und zum Ende hin dann auch als Hanfmedizin. Während Haschisch und Marihuana davor wie wir schon gesehen haben immer dazugehörte, wurde es nun als Sinnbild für Verwahrlosung und für gefährlich Drogen verunglimpft und ein wenig von diesen ideologisch verbrämten Beschuldigungen ist uns auch in Zeiten zunehmender Legalisierung immer noch erhalten geblieben, etwa in asiatischen Gesellschaften, bei den Skandinaviern oder eben bei der CDU/CSU und AfD, die Hanf auch heute aus Eigeninteresse heraus nicht anerkennen wollen.
Der Feldzug gegen Cannabis beginnt mit Opium
Ja, das ist die Krux der ganzen Prohibitionsgeschichte: Die berühmten Opiumhöhlen bis tief nach Frankreich hinein, die vielen versackten Intellektuellen, die unzähligen Süchtigen von China bis in die USA – das alles wurde den Behörden zunehmend ein Dorn im Auge und zugleich setzte die Pharmaindustrie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zum ganz großen Höhenflug an. Es ist kein Wunder, dass beispielsweise in Kanada Chinesen nicht mehr einwandern durften, weil sie als Heroinschmuggler betrachtet wurden! So gab es 1912 eine Opium-Konferenz in Den Haag und das führt zum „Dangerous Drug Act“ 1925, nach dem auch Hanf und seine Präparate aus Europa verschwinden sollten. In den USA wurden Mexikaner für das Cannabis beschimpft, es war also auch eine Menge Rassismus dabei. 1961 wurde dann mit der UN Convention on Narcotics eine globale Vereinbarung gegen Cannabis getroffen, an die sich viele Staaten auch heute noch klammern in demWahn, der Bevölkerung auch beim Rausch und der Entspannung reinreden zu dürfen.
Hanf, Rassismus und Klassenkampf
Gerade die unteren Klassen wurden von den Herrschenden als Brutstätte für Drogen betrachtet und die Kriminalisierung von Haschisch und Marihuana, beliebt und billig für all die Lohnsklaven, nahm ihren Lauf. Es kamen Schauergeschichten von Mördern, Vergewaltigern und so weiter in Umlauf, wobei das Gehirn der Kiffer angeblich austrocknet (Hatte da vielleicht ein solcher Kritiker bei der Zeitung mal Gras probiert und den typisch trockenen Mund auch auf unser Denkorgan erweitert?) und überhaupt hingen laut diesen Auffassungen Immigration, Drogen und die zunehmende Gewalt vor allem in den unteren Schichten vorrangig mit Cannabis zusammen. Offenbar geschieht das immer, wenn es passt, denn auch Donald Trump hatte vor wenigen Jahren im US-Wahlkampf die Mexikaner bezichtigt, sie würden Drogen ins Land bringen – ein Grund also, um eine mächtige Mauer im Süden von Gods own country hochzuziehen!
War on Drugs und der doppelgesichtige US-Präsident Nixon
Als die Hippies in den 1960er Jahren schließlich Cannabis als Bestandteil für den allgemeinen Protest gegen den Krieg der USA in Vietnam und vieles mehr verwendeten, da raffte sich das Establishment auf und rief den Krieg gegen die Drogen aus, als Kontrollmechanismus der renitenten Jugend gegenüber sozusagen. Hanf war schon seit 1961 bei der UN als Klasse 6 Droge eingestuft, das meint also ultragefährlich wie auch Heroin und Kokain. Selbst Richard Nixon als Vater und Begründer des War on Drugs kritisierte diese Einstufung und obwohl er Milliarden freimachte für Aktionen gegen Kiffer, so war es doch dieser US-Präsident, der als erster auch in Prävention und Hilfsangebote für süchtige Kokser und Junkies investierte! Damals wurde Cannabis trotzdem beschimpft und strengstens bestraft, es hatte laut damaliger politischer Auffassung auch keinerlei medizinische Wirkung. Damit waren die Tore offen für staatliche Willkür und vor allem unter dem tattrigen Ronald Reagon wurden viele Leute in den USA jahrzehntelang für einen Joint hinter Gitter gesperrt.
Erste Schritte zur Legalisierung und die Wirksamkeit der Hanfmedizin
Zugleich kifften jedoch mehr Menschen ganz offen in Jamaika, waren Anbau und Produktion von Haschisch in Ländern wie Marokko und Libanon völlig normal und wagten sich die Niederländer an erste Versuche der Entkriminalisierung mittels der heute schon kultgewordenen Coffeeshops. Das rafften schließlich auch die Amerikaner, die bis 2010 pro Jahr mehr als 800.000 Leute allein nur für den Besitz von Haschisch und Marihuana bestraften. Doch in Übersee wurde Cannabis als Medizin dank unermüdlicher Lobbyarbeit schließlich Ende der 90er Jahre in den ersten Bundesstaaten legal und hier haben in letzter Zeit immer mehr Staaten nachgezogen, von Israel über Dänemark bis hin zu Deutschland und vielen mehr.
Mittlerweile gibt’s mit Uruguay und Kanada schon zwei Staaten, die haben Cannabis vollständig für Erwachsene legalisiert. Es folgen alsbald Südafrika, Mexiko und Luxemburg. In Portugal und Spanien, in Belgien und Ländern wie Ägypten ist der Besitz von kleinen Mengen Hanf straffrei, auch der Anbau von wenigen Pflanzen wird weniger verfolgt. Leider gibt es aber auch immer noch gegenteilige Tendenzen. Wir brauchen gar nicht nach China und Co zu schauen, wo Überwachung und Erziehung besonders perverse Züge annimmt – ein Land wie Dänemark zum Beispiel, seines Zeichens viele Jahre sehr liberal aufgestellt, hat in den letzten Jahren die Gesetze verschärft in der Hoffnung, die Gesellschaft drogenfrei zu bekommen. Der alte Reflex der Herrschenden also, es einfach besser zu wissen als die Massen, der ist immer noch vorhanden und man darf gespannt schauen, ob sich bei Cannabis endlich die Freiheit der Bürger oder doch wieder ideologische Interessen auf Dauer durchsetzen.
Quellen
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