Am Wochenende gingen in fünf deutschen Städten viele Menschen für Hanf legal auf die Straße. Zu den derzeit üblichen Konditionen mit Abstandsregeln in der Corona Pandemie versammelten sich Kiffer und Hanfpatienten zu selbst in der offiziellen Presse beachteten Cannabis Demonstrationen und einige hatten den Mundschutz auf, andere nicht. Warum wir das erwähnen? Nun, während die Veranstalter in ihrem Bericht trotz der Virusbeschränkungen zufrieden sind mit dem Umzug, ergeht sich die Berichterstattung in den lokalen Medien in einem zunehmend unerträglichen Duktus. Wir kennen ja die Storys über die bösen Kiffer, das Gras aus der Hölle, den Untergang des Abendlandes wegen Haschisch und Marihuana – doch die Presse versucht in diesen Tagen doch tatsächlich im Namen von Covid-19 die Demos abzuwerten! Das Thema wird weniger berichtet oder auch mal kritisch diskutiert, wohl aber mit einem geradezu bohrenden Blick abgecheckt, ob die Teilnehmer für eine Cannabis Legalisierung denn auch wirklich alle Masken aufhatten! Obwohl die Hanf Befürworter und die Demonstranten in Berlin beim Sturm auf den Reichstag nun wirklich kaum etwas gemeinsam haben, sind politische Anliegen jeder Form in den willfährigen Medien offenbar einem moralischen Cluster ausgesetzt, das die Message auf der Straße und die Forderung nach einer neuen Drogenpolitik genauso versucht zu entwerten wie das Geschrei eines Attila Hildmann.
Engagiert pro Hanf trotz Ansteckungsgefahr!
Dieser Tage sind abweichende Meinungen besonders im Fadenkreuz und weil Hanf per se als Feindbild dient seit Jahrzehnten, ist das Kiffen in der Coronakrise gleich noch ein Stückweit mehr zu verurteilen. Wer hier Verschwörung ruft, braucht sich nur mal die regelmäßig zirkulierenden Kampagnen zu Einzelfällen rund um Hanfkonsum anschauen, der selbstverständlich wie bei allen Genussmitteln und Medikamenten manchmal zu Problemen führt. Daraus eine allgemeine Realität abzuleiten ist Aufgabe und Anliegen offensichtlich sehr vieler Presseorgane in Deutschland, die schlicht ausblenden, was in der seriösen Forschung schon lange Konsens ist – die Legalisierung von Cannabis führt zu sinkenden Konsumraten gerade bei jüngeren Menschen.
Also gingen die Leute am Wochenende in Würzburg, Tübingen und anderswo auf die Straße um für eine reale, faire Drogenpolitik einzutreten und setzten sich ganz nebenbei auch der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus aus. „Gleichbehandlung statt Willkür“ als starkes Motto verweist auf die absurde Situation von Alkohol legal und Cannabis illegal, was wie allseits bekannt auf die jahrzehntelange Verquickung von Politik und Alkoholproduzenten zurückgeht. Engagement pur jedenfalls am Wochenende – und da wünscht man sich ausführliche Debatten in der Presse, warum diese Menschen gerade jetzt eben nicht zu Hause mit Maske und Gummihandschuhen die Türschlösser prüfen, sondern demonstrieren! Wir aber lesen wieder und immer mehr: Was war mit dem Mundschutz? Soll die Botschaft auf diese Weise verzerrt, verdrängt, entwertet sein oder warum fehlt es dermaßen an Objektivität, das Leser beinahe den Eindruck bekommen, die Zombie Apokalypse könnte möglicherweise durch Kiffer auf einer Demo in Baden-Württemberg ausgelöst werden?
Online Demonstrieren ein Wunsch der Politik: Vom Parteitag bis zum Faschingsumzug soll alles im Internet veranstaltet werden und wer das nicht als feuchten Traum der Ordnungshüter und ihrer Befehlshaber kapiert übersieht die Methode. Am besten sollte sich jeder bei einer digitalen Hanf Demo mit ID und persönlichen Daten anmelden und kann dann zuschauen, wie sich Behörden die Jünger vom Cannabis einfach notieren. Alles selbstredend wegen dem Schutz vor möglichen Infektionen, die als ultimative Sau durch jedes Dorf getrieben werden – auch Kiffer und Hanfpatienten werden hier nicht verschont.
Neue Normalität gleich totale Überwachung beim Cannabis?
Wenn selbst die bayrischen Revolverblätter aus der Provinz beim Cannabis die Berichte zu den Demonstrationen gebührenpflichtig machen und nur für Abonnenten lesbar, dann zielt das schon auf eine besonders eingängige Beeinflussung. Immerhin kamen die Highlights der Proteste auch ein bisschen zu Papier in der Zeitung, präsentierten Teilnehmer doch beispielsweise einen Ziegelstein aus Hanf – als Baustoff gilt die Graspflanze als sehr vielversprechend und könnte vielleicht sogar einen Beitrag zur Senkung der Co2 Emissionen leisten. Ansonsten kamen wie üblich die Cops zu Wort, die zu den umherwabernden Schwaden vom Marihuana befragt meinten, das würde selbstredend im „Rahmen der Möglichkeiten verfolgt“.
Zweifellos ist Cannabis ein Thema, das den Regierenden auf der Straße überhaupt nicht passt und umso ist das Engagement zu loben, mit dem sich die Teilnehmer für Hanf legal und zwar sofort einsetzen. Die Überwachung freilich nimmt wie in der aktuellen Berichterstattung eine moralische Bewertung ein, die jenseits vom Kiffen und der Verwendung von Gras immer wieder versucht, die ganze Aktion als möglicherweise großes Risiko darzustellen. Ob es also schon die sogenannte Neue Normalität ist, bei jeder Demo vor allem über den Mundschutz zu berichten, bleibt abzuwarten, aber Cannabis dürfte selbstverständlich weiterhin im Fadenkreuz der Behörden stehen und entsprechend unsachlich in den Medien behandelt werden.
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