Manche Meldungen rund um Hanf und die anstehende Freigabe von Gras in Deutschland sind ziemlich absurd und meistens versteckt sich die übliche Hexenjagd hinter aufgeblasenen Fake News. Ideologisch ziemlich unterhaltsam hingegen argumentiert man bei den letzten Stalinisten im Lande, die weiterhin Barrikaden bauen, Autos anzünden und Gewalt für ein legitimes Mittel halten. Zwar ist die Mauer lange weg und der Kommunismus nur noch in erfolgreichen Staaten wie Kuba und Nordkorea zu besichtigen, aber der Kampf gegen weiter – auch gegen Haschisch und Marihuana. So argumentiert die „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ (MLPD) aktuell gegen die Legalisierung von Cannabis, weil Kiffen entspannt und dadurch die Bereitschaft zum Widerstand gelähmt würde! Da denken wir gleich an so tolle Ideen wie das Verbot von Vodka in der Sowjetunion bei damals ähnlicher Begründung, bis die roten Machthaber klammheimlich das beliebte Nationalgetränk der Russen wieder erlauben mussten. Welche Logik steckt hinter solchen Ansichten?
Permanente Revolution bis in den Joint hinein?
Eigentlich war Kiffen und waren Hanfprodukte etwa in den 1960er Jahre ein wichtiges Vehikel der aufbegehrenden Jugend und die sprichwörtliche Kraft der Liebe, um es mal poetisch zu sagen, brachte dem späteren Wind of Change schon mal den nötigen Luftdruck. Für die MLPD war das alles nichts wert und man las zu dieser Zeit wahrscheinlich die Erfolgsberichte über Mao´s „Großen Sprung nach vorn“, bei dem der weise Chinesenführer die Errichtung von Hochöfen in jedem Dorf befahl bis niemand mehr auf die Felder ging das Korn ernten und zig Millionen Menschen verhungerten.
Cannabis ist für Neo-Marxisten als Substanz also genauso gefährlich wie für die Union, die Kirchen und für die Polizeigewerkschaft. Wahrscheinlich ähnelt sich der geistige Horizont dieser Gruppen sogar und zumindest auf dem Papier unterscheidet sich die Begründung für die Hanf Ablehnung. CDU/CSU wollen mehr Suff und Alkoholismus im Lande, die Cops jagen lieber Kiffer als Kriminelle und die Kirchen wünschen sich die seligen Zeiten zurück, als Unzucht mit Schutzbefohlenen unter den Teppich vom Beichtstuhl gekehrt wurde. Fantasien für eine möglichst umfassende Unterdrückung formuliert die MLPD ein bisschen anders, natürlich krampfhaft dialektisch und daher wenigstens mit einem gewissen Unterhaltungsfaktor.
Kiffen und Jugendschutz mal anders gedacht!
Die Partei aus dem 19. und 20. Jahrhundert bezieht sich zunächst auf die häufig miese Qualität von Cannabis auf dem Schwarzmarkt. Auch wenn Leute wie Karl Lauterbach (SPD) mit ihren Beschreibungen, es stecke Heroin im Gras, wie üblich übertreiben geht’s bei der anstehenden Legalisierung sehr wohl um einen besseren Jugendschutz. Genau das möchte die MLPD aber auf keinen Fall! Man wünscht sich vielmehr große Kampagnen wie damals bei den Roten Khmer und marschierende Arbeitskolonnen, die der Jugend ein Lied singen vom Hanf, der demoralisiert und ablenkt von der geplanten, großen kommunistischen Umgestaltung der Gesellschaft.
Für einen besseren Schutz der Jugend bräuchte „man doch viel mehr eine breite bewusstseinsbildende Kampagne, warum die Einnahme von Cannabis nicht vorwärtstreibend ist.“
Man solle der Jugend mehr zutrauen beim selber Denken, was zwar Wahlfreiheit und Reflexion zu betonen scheint, in Wirklichkeit aber mal wieder ein völlig verqueres Bild vom Menschen aus den Grüften der Geschichte zerrt. Der Kommunismus weiß nämlich, was ein gutes Leben ist und Haschisch und Marihuana konsumieren, das ist auf jeden Fall viel weniger segensreich als auf dem Feld zu arbeiten und in der örtlichen Kolchose.
Entspannung durch THC unerwünscht!
Da sind wir noch mal bei den Roten Khmer in Kambodscha. Ihr Anführer Pol Pot war, wen wunderts ein ganz enger Kumpel vom schon erwähnten Mao und beide gelten selbstredend heute immer noch große Helden in Parteien wie der MLPD. Als die kommunistische Organisation „Angkar“ das Land der Khmer heimsuchte und verheerte gab es für kurzes Ausruhen bei der Feldarbeit schon mal die Hinrichtung mit der Spitzhacke! Wenn also nun die Nachgeborenen beim Ortsverband „REBELL DORTMUND“ ausgerechnet den Faktor Entspannung beim Konsumieren von Cannabis kritisieren, dann dürfte sich das in den Ohren der mehr als anderthalb Millionen ermorderten Kambodschaner und Kambodschanerinnen wie Hohn anfühlen.
THC.Guide empfiehlt den Jungs und Mädels solcher Vereinigungen einen Besuch im ehemaligen Gefängnis Tuol Sleng, gemeinhin bekannt als S-21 in Phnom Penh. Die roten Khmer hatten in den drei Jahren ihrer Schreckensherrschaft ein Viertel der Bevölkerung ausgelöscht, dafür aber beflissentlich wie die Nazis jeden Abweichler vor der Ermordung durch ein Foto dokumentiert. Die vielen tausend Bilder an den Wänden dieser Gedenkstätte sind heute vor allem auch eine Mahnung an alle, die sich für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung einsetzen. Bei der MLPD hingegen wählt man Begriffe wie „Drogensumpf“ und wünscht sich die baldige „Rebellion“ – für Menschen des 21. Jahrhunderts hört sich solches Geschwurbel wahrscheinlich so ähnlich an wie das Gezeter einiger konservativer Bauern, als damals das Rad erfunden wurde.
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