Sie verlieren auf ganzer Linie, die Anti-Hanf Fanatiker und weil die alten Schwindeleien über das Kiffen nicht mehr ziehen in Zeiten umfassender Forschung werden heute wahlweise neue Fake News erfunden oder bedauerliche Einzelfälle zur angeblichen Regel aufgeblasen. Aktuell passiert das in Übersee mit einem Thema, das sicher auch bei uns einige Kiffer kennen und das bei der anstehenden Weed Freigabe in Deutschland garantiert bald in den Medien als große Gefahr zirkulieren dürfte. Die Rede ist vom krankhaften Erbrechen nach dem Konsum von Cannabis. Eigentlich profitieren Millionen Menschen von THC und Co, gerade weil es die Übelkeit während einer Chemotherapie zuverlässig lindern kann und wir wollen dem Phänomen heute mal auf den Grund gehen. Überreaktionen auf pflanzliche Substanzen und damit auch Cannabinoide sind bei einigen sehr empfindlichen Leuten nicht unbedingt überraschend – da aber gleich wieder von einem ständigen Risiko durch das Kiffen zu reden ist hinterlistig wie falsch.
Die Epidemie der kotzenden Kiffer von Amerika
Was krass klingt ist der bevorzugte Jargon in einigen Medien, wenn über Cannabis berichtet wird. Frei nach dem Motto, dass schlechte Nachrichten die besten Nachrichten sind picken sich Agenturen und Zeitungen etwa in Großbritannien raus, was irgendwie nach THC und Skandal klingt.
Vor ein paar Jahren waren das die angeblich schädlichen Vaporizer zum Verdampfen von Gras – bis sich herausstellte, dass hinter den Unfällen beim Vaping chinesische Panscher steckten! Die hatten wie üblich mal wieder versucht, den eigenen Schrott als angeblich preiswerte Alternative zu verkaufen und weil viele Kiffer auf den Preis schauen müssen, kam es zu Todesfällen durch qualitativ völlig ungenügende Produkte. Mit Hanf hatte das nichts zu tun und doch versuchten Journalisten mit der Schnapsflasche in der Hand irgendwie einen Zusammenhang herzustellen. Heute nun ist die Legalisierung von Cannabis in den USA in vielen Bundesstaaten bereits durchgeführt und es wird über vorgebliche Gefahren durch den Konsum von Kindern berichtet, über überall lauernde THC Psychosen und eben über krankhaftes Erbrechen.
Freilich gibt’s keinen Kiffer auf dieser Welt, der nach dem Zug am Joint oder an der Bong sofort und regelmäßig kotzen geht! Oder kennt Ihr irgendjemanden mit solchen chronischen Beschwerden?
Dieses als Hyperemesis bekannte Phänomen stammt aus der Medizin und bezieht sich eigentlich auf Frauen, denen während der Schwangerschaft häufig übel ist. Hier von einer Cannabis-Hyperemesis zu reden ist also schon ziemlich gestelzt, aber wie kommen die Medien eigentlich auf solche Dinge? Was steckt dahinter und lässt sich die berichtete „Häufigkeit“ überhaupt statistisch untermauern?
Einzelfälle werden als generelles Risiko einer Cannabis Legalisierung verkauft
Berichte über die legale Hanf Industrie an der Westküste der USA sprechen von einem „Alptraum für das Gesundheitswesen“ und zitieren dann Fälle von Menschen, die wegen Übelkeit nach dem Kiffen den Arzt aufsuchen. Wohlgemerkt sind das stets Einzelfälle und immer sehr seltene Erscheinungen, aber nach Meinung der Medien ruinieren sich die Amerikaner derzeit vor allem durch die moderne Gesetzgebung beim Hanf noch schneller und ihre angeblich ohnehin verkommene Volksgesundheit gleich mit.
Erstaunlich ist dabei nur, dass vor allem Zeitungen aus Ländern derart melodramatisch berichten, in denen Kiffen streng verboten ist – alles klar? Es werden keine Studien und auch keine Forscher oder Fachmediziner in solchen Artikeln erwähnt, wohl aber „die Schreie der Patienten, die kotzend auf der Bahre liegen und um Hilfe betteln.“
Statistisch ist ganz untersucht, dass noch nie irgendjemand am Konsum von Cannabis verstorben ist und vielleicht macht diese Absolutheit der Wissenschaft so manche Redaktion nervös. Ein bisschen Panik und Angst geht immer, egal ob beim Coronavirus oder eben beim Gras und natürlich versucht eine solche Berichterstattung die eigene Deutungshoheit zum Kiffen mit allen Mitteln und vor allem Überzeichnungen aufrecht zu erhalten. Aber schauen wir uns das krankhafte Kotzen und die allmächtige Hanf Übelkeit mal im Detail an etwa mit Blick auf berichtete Symptome.
Was ist eine Hyperemesis beim Cannabis überhaupt?
Wie beschrieben gibt’s klinisch gesehen diese Indikation gar nicht. Es wird vielmehr ein Zusammenhang zwischen Kiffen, Freigabe und Einzelfällen in der Notaufnahme hergestellt, bei denen Erbrechen eine Rolle spielt. Wer sehr lange besonders starke Hanfsorten mit viel THC kifft, der hat logischerweise wie bei allen Substanzen ein erhöhtes Risiko auch mal davon krank zu werden. Bei der Hyperemesis ist diagnostisch von Übelkeit am Morgen die Rede, können Schmerzen im Magen auftreten und auch Übergeben, das laut Narrativ in den Medien viele Stunden anhält. Bei der Zeitung weiß man genau, wie selten so etwas passiert und das es wegen dieser Seltenheit so gut wie keine wissenschaftlichen Studien gibt – man kann also im Prinzip alles behaupten und wird dadurch vor allem Ängste schüren, die eigentlich durch eine mehr sachliche Berichterstattung zum Gras abgelöst werden sollten.
Ähnliche Beschwerden treten nämlich bei einigen Leuten nach dem Fahrrad fahren auf – aber habt Ihr schon mal von den kotzenden Drahtesel-Fans gelesen?
Wir wollen hier weder verharmlosen noch das Leid der Betroffenen relativieren. Experten sind sich jedoch sicher, dass höchstwahrscheinlich verseuchtes und auf dem Schwarzmarkt gekauftes Cannabis für das Erbrechen verantwortlich ist. Dealer mischen gerne Streckmittel in das Gras oder verwenden besonders viel Pestizide beim Hanf anbauen in der Hoffnung auf schnellen Profit, doch verständlicherweise sind solche Umtriebe nirgendwo erfasst oder durch Forscher untersucht.
Derzeit gibt’s keine Erklärung für die Einzelfälle und jede Behauptung vom Kiffen als generellem Risiko ist mit Blick auf Erbrechen und Übelkeit pure Spekulation. Die allermeisten Cannabis Konsumenten kommen gut klar mit dem Marihuana und es gibt weder eine THC Epidemie mit ständiger Kotzerei noch irgendeine andere gesellschaftliche Verwerfung, von der uns Medien und Politik derzeit gehäuft beim Thema Kiffen und Cannabinoide berichten. Vielmehr zeigen sich nach der Freigabe eine Menge positive Aspekte – aber wer will schon gerne und ausführlich berichten, dass die eigenen Anti-Hanf Storys der letzten Jahrzehnte ziemlich wirre Schwindeleien gewesen sind?
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