Besonders schwere Traumata lauern gerade im Krieg und auch wenn sich dieser Tage alles um die Auseinandersetzungen in der Ukraine drehen soll, schauen wir zum Thema psychedelische Substanzen für Soldaten mal auf die aktuellen Studien in den USA. Ganz ähnlich wie beim Cannabis wird dort nämlich sehr viel geforscht und die Mediziner interessieren sich für den gezielten, weil möglicherweise hilfreichen Einsatz von LSD und Zauberpilzen für Veteranen. Die alten Krieger leiden häufig unter Alpträumen und den fiesen posttraumatischen Belastungsstörungen. Längst nicht alle haben Lust auf die chemische Keule und weil in Übersee in immer mehr Bundesstaaten statt Hetze und Fake News auch beim Psilocybin eine moderne Drogenpolitik Vorrang hat, dürfen sich ehemalige Soldaten auf mögliche Entlastung durch Psychedelika wie eben den Magic Mushrooms freuen. Wie weit ist hier die Studienlage fortgeschritten? Und was ist eigentlich mit einer solchen Therapie auch für deutsche Soldaten, die am Hindukusch immerhin zwei Jahrzehnte lang glauben durften, sie verteidigen dort die Freiheit der Bundesrepublik und die zum Dank dafür heute ebenfalls oft unter Traumata leiden?
Psychedelische Substanzen im Einsatz beim Militär
Bald 60 Jahre ist es her, da wurde zuletzt explizit für und mit Veteranen von der Armee über eine Anwendung von Psychedelika geforscht. Damals untersuchten CIA und US-Militär vor allem LSD als Substanz, die hilfreich sein könnte im Krieg gegen die Russen und Chinesen. Um Therapie ging es damals noch nicht, aber die Wissenschaftler schauen heute trotzdem auch auf die Unterlagen aus dieser Zeit und entwickeln Methoden, die den Einsatz bei bestimmten psychischen Krankheiten rechtfertigen.
Dabei stehen die eingangs erwähnten PTSD als „posttraumatische Belastungsstörungen“ besonders im Fokus und neben den Magic Mushrooms und dem LSD kommt mittlerweile auch MDMA als Wirkstoff in den bekannten, als Genussmittel verzehrten Ecstasy-Tabletten zur Verwendung. Die Substanz gilt genauso wie das Psilocybin aus den Zauberpilzen als sehr vielversprechend und wird Berichten zufolge ähnlich gut vertragen wie Cannabis als Heilmittel.
Welche Ziele spielen beim Einsatz von Rausch und Halluzination eine Rolle?
Schon einige Male hatten wir berichtet, dass nach heutigem Stand der Wissenschaft offenbar psychoaktive Wirkung und Heilungseffekt zusammengehören. Bei diversen Studien in Kalifornien etwa wurde gemessen, wie die ehemaligen Soldaten auf die Gabe von Psychedelika mit Blick auf den Stresslevel oder das allgemeine Wohlbefinden reagieren. Die Forscher wollen wissen, wie viele Sitzungen bei welcher Dosierung der Substanzen von LSD bis MDMA nötig sind für einen positiven Effekt. Psychotherapie mit Rausch sozusagen und doch gerade deshalb sehr aussichtsreich, da eben andere Therapien bei PTSD wahlweise nicht anschlagen oder die Veteranen einfach nur stark sediert und benommen ruhigstellen.
Eine besonders große, umfangreiche Studie wird in San Diego zum Ende des Jahres starten. Bekanntlich müssen Militärs im Einsatz in ständigem Wechsel und besonders schnell rational wie emotional agieren und finden oft nicht mehr raus aus dieser enormen Anspannung. Können Psychedelika hier mithelfen das aufzulösen und wieder mehr Ruhe und Normalität für die alten Krieger schenken?
Nicht wenige Soldaten auch in Deutschland entwickeln nach dem Dienst eine Abhängigkeit von Arznei aus dem Kessel der Pharmaindustrie wie etwa Benzodiazepine, einige nehmen sogar ständig Aufputschmittel wie Crystal Meth und hier interessieren sich die Mediziner ebenso für das entlastende psychedelische Potential. Am Ende könnten neue Therapieansätze stehen, die ähnlich wie bei der anfänglichen Erforschung vom Hanf und der Cannabinoide heute noch sehr ungewöhnlich erscheinen – Soldaten und überhaupt alle schwer traumatisierten Menschen dürfen sich Hoffnung machen, dass zumindest aus Ländern mit einer modernen Drogenpolitik bald mehr Optionen für eine Behandlung zur Verfügung stehen als immer nur Pillen und die chemische Keule wie bei uns.
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