Gerade ist die Fernsehdebatte durch zwischen Premier Boris Johnson und Jeremy Corbyn, da fordern landesweit bekannte Suchtexperten die Entkriminalisierung aller Drogen in UK. Großbritannien braucht nicht nur dringend Einnahmen für den nun vielleicht doch bald bevorstehenden Brexit und wird zugleich von einer grassierenden Drogenepidemie heimgesucht. Das läuft so ähnlich wie in den USA, wo gierige Ärzte auf Drängen der noch gierigeren Pharmaindustrie ohne sonderliche Prüfung massenhaft Opiate verschreiben. Dazu gibt’s dicke Probleme mit Crystal Meth und Kokain, so dass Forscher und Therapeuten gemeinsam für völlig neue Lösungen plädieren – wird Cannabis bald nicht mehr bestraft und alle anderen Drogen auch im Vereinigten Königreich?
Politisches Handeln dringend erforderlich
Mahnend und warnend fordern die Suchtexperten schnelle Maßnahmen, schließlich ist die Lage sehr ernst: Überdosen, die Verwahrlosung ganzer Landstriche, enorme Kriminalität – mit den bis dato üblichen Verboten lässt sich diese vor allem auf Opiate zurückzuführende Epidemie offenbar nicht mehr bekämpfen. Jahrzehntelang wurde auch in Großbritannien selbst auf kleine Kiffer brutal eingeschlagen von Polizei und Justiz, doch weder Konsumraten noch Popularität von Cannabis sind zurückgegangen. Das wäre in der Summe zwar nervig für ideologisch argumentierende Leute wie Nigel Farage, aber kein so großes Problem wie unzählige, von Heroin und Co abhängige Bürger – die stumpfsinnige Ignoranz in der britischen Drogenpolitik ist auf ganzer Linie gescheitert.
Hanfpatienten als Verbrecher: Für Aufsehen sorgen auch immer wieder Fälle, in denen selbst Eltern hart bestraft werden oder eingesperrt für das Bemühen, den an Epilepsie oder chronischen Schmerzen leidenden Kindern Cannabismedizin zu besorgen. Razzien und öffentliche Demütigung waren lange für die Behörden die beste Methode und wenn sich hier nicht schnell etwas ändert, verspielt die Johnson Regierung noch vor den Wahlen das letzte Vertrauen in die Gesundheitspolitik.
Mitleid und Würde statt Strafen in der Drogenpolitik?
Dieser Ansatz wird ja schon länger in der Westlichen Welt diskutiert, wir kennen die Abgabe von Heroin in Druckräumen oder eben die Legalisierung von Cannabis als wirkmächtige Hilfe im Kampf gegen die Abhängigkeit von harten Drogen. Wenige Tage vor den wichtigen Parlamentswahlen in Großbritannien bringen die Experten dieses Thema aufs Tableau, verknüpfen ihre Forderung nach Entkriminalisierung bei Hanf bis Kokain mit diesem Termin. Beweise sollten zählen und keine Ideologie, das wäre nun seit der unseligen Gesetzgebung rund um den Misuse of Drug Act aus dem Jahre 1971 überfällig für eine wirklich moderne, faire Drogenpolitik auf der Insel.
Die Kosten für das Gesundheitssystem steigen immer schneller an gerade wegen der Drogenepidemie und den Verboten und Gängelein, was weder sozial noch ökonomisch irgendeinen Sinn macht! Es braucht daher laut diesen Suchtexperten eine wirklich unabhängige Kommission, die an der Reformierung der Drogengesetze arbeitet und auch die Möglichkeit einer vollständigen Entkriminalisierung beinhaltet.
Und was sagen die Wahlkämpfenden Politiker?
Selbstverständlich gibt’s dort völlig andere Positionen als bei Fachleuten und Spezialisten aus der Suchtberatung. Johnson und Konsorten, Farage, dazu der süffisante Corbyn – diese Leute haben wenig Plan, aber alle ein großes Maul und lehnen eine Entkriminalisierung selbst von Cannabis ab. Labour ist zwar für die Neubewertung der Gesetze für Drogen, während Konservative noch mehr Verbote fordern. Lediglich die Liberalen und die Grüne, die auf den britischen Inseln freilich kaum zählen, sind für eine Hanf Legalisierung und eine ohne Strafen auskommende Politik bei allen anderen Substanzen. Die Schottische Nationalpartei stimmt den Experten zu, aber ob das vielleicht nur Wahlkampfgetöse ist angesichts fehlender, weiterführender Vorschläge?
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